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3 Plätze, die kaum jemand (unter ihrem Namen) kennt

28. Juni 2020

Blick über einen Park mit SpielplatzBit­te was? Hasen­cle­ver? Metz­ger? Bloch? Selbst alt­ein­ge­ses­se­ne Wed­din­ger wer­den die­se Namen viel­leicht noch nie gehört haben. Den­noch kennt fast jeder die dazu­ge­hö­ri­gen Plät­ze und Grün­an­la­gen, die an den Kreu­zun­gen von Stra­ßen im Wed­ding und in Gesund­brun­nen ent­stan­den sind. Wir stel­len euch die drei unbe­kann­tes­ten Plät­ze vor – zumin­dest nicht geläu­fig unter ihrem offi­zi­el­len Namen.

Sozialdemokrat: Wilhelm-Hasenclever-Platz

Wilhelm-Hasenclever-PlatzErst seit 1994 hat die­ser drei­ecki­ge Platz zwi­schen der See­stra­ße, der Oude­nar­der Stra­ße und den Osram­hö­fen einen Namen. Er ist nach Wil­helm Hasen­cle­ver benannt, einem 1837 in Arns­berg und 1889 in Schö­ne­berg ver­stor­be­nen Publi­zis­ten und Politiker.

Hasen­cle­ver erlern­te den Beruf des Loh­ger­bers. Die Wan­der­schaft führ­te ihn 1862 durch Deutsch­land, Öster­reich, die Schweiz, Ober­ita­li­en und Süd­frank­reich. Danach war er bis 1863 Redak­teur der demo­kra­ti­schen “West­fä­li­schen Volks­zei­tung” in Hagen. 1865 wur­de er Mit­glied des “All­ge­mei­nen Deut­schen Arbei­ter­ver­eins”, 1870 des­sen Sekre­tär und 1871 des­sen Prä­si­dent. Dane­ben gab er das Par­tei­or­gan “Der Neue Sozi­al­de­mo­krat” her­aus. Auf dem Gotha­er Ver­ei­ni­gungs­par­tei­tag 1875 wur­de er zu einem der bei­den Vor­sit­zen­den der neu­ge­grün­de­ten “Sozia­lis­ti­schen Arbei­ter­par­tei Deutsch­lands” gewählt. Gemein­sam mit Wil­helm Lieb­knecht gab er von 1876 bis 1878 den “Vor­wärts” her­aus. Von 1874 bis 1888 war er Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ter. Unter dem Sozia­lis­ten­ge­setz wur­de er mehr­fach aus deut­schen Städ­ten aus­ge­wie­sen. Danach leb­te er als frei­er Schrift­stel­ler in Des­sau. Er starb in einer Ber­li­ner Heil­an­stalt. Hasen­cle­ver ver­fass­te poli­ti­sche Lie­der und Gedich­te (“Lie­be-Leben-Kampf”, 1870) sowie Skiz­zen und Novel­len (“Erleb­tes”, 1879).

Widerstandspfarrer: Max-Josef-Metzger-Platz

Max-Josef-Metzger-Platz und St. JosefskircheDer zwi­schen Arbeits­amt, Mül­lerstra­ße und Gericht­stra­ße gele­ge­ne Platz hieß vor­her Cour­biè­re­platz. Er wur­de 1994 umbe­nannt. Im Volks­mund heißt der Platz seit jeher “Lau­se­park”. Die letz­te Benen­nung erfolg­te nach dem Theo­lo­gen und NS-Wider­stands­kämp­fer Max Josef Metz­ger (Pseud. Bru­der Pau­lus), * 1887 Schopf­heim (Baden), + 1944 Bran­den­burg,  Die Erfah­run­gen im 1. Welt­krieg ver­an­lass­ten Metz­ger, sich aktiv für  Frie­dens­po­li­tik ein­zu­set­zen. 1917 war er einer der Mit­be­grün­der des Frie­dens­bun­des Deut­scher Katho­li­ken, bis 1944 Gene­ral­lei­ter des­sel­ben und grün­de­te die Welt­frie­dens­or­ga­ni­sa­ti­on der Mis­si­ons­ge­sell­schaft vom Wei­ßen Kreuz. 1934 wur­de er  erst­mals inhaf­tiert; mehr­fach wur­den Zei­tun­gen sei­nes Christ­kö­nigs­ver­la­ges ver­bo­ten. 1938 grün­de­te Metz­ger die Bru­der­schaft „Una Sanc­ta“ mit. 1939 ver­haf­te­te ihn die Gesta­po unter dem Vor­wand, er wäre mit in das Atten­tat auf Hit­ler in Mün­chen ver­wi­ckelt. Frei­ge­las­sen, sie­del­te er nach Ber­lin über und wohn­te in der Wed­din­ger Will­de­now­stra­ße 8. Als Geg­ner des Faschis­mus wur­de er vom „Volks­ge­richts­hof“ 1943 zum Tode ver­ur­teilt. In der  Will­de­now­stra­ße 8 befin­det sich seit 1984 eine Gedenktafel.

 

Fischforscher: Blochplatz

Anstehen vor dem Bunker Blochplatz am Gesundbrunnen. Foto: Hensel
Ein­gang zum Bun­ker am Bloch­platz, Foto: D. Hensel

1910 wur­de die klei­ne Grün­an­la­ge zwi­schen Hoch‑, Bad- und Bött­ger­stra­ße nach dem Medi­zi­ner und Fisch­for­scher Mar­kus Elie­ser Bloch benannt,  * 1723 Ans­bach, + 1799 Karls­bad. Bloch stu­dier­te Medi­zin in Ber­lin, pro­mo­vier­te in Frank­furt (Oder) und ließ sich in Ber­lin als prak­ti­scher Arzt nie­der. Der viel­sei­tig inter­es­sier­te Medi­zi­ner und Natur­for­scher publi­zier­te in dem Werk „All­ge­mei­ne Natur­ge­schich­te der Fische“ (1782–1795, in zwölf Tei­len mit 432 far­bi­gen Kup­fern), lan­ge Zeit das umfas­sends­te Werk über die­se Tier­grup­pe. Wei­ter ver­öf­fent­lich­te er „Über die Ein­ge­wei­de­wür­mer“ (1782) und „Medi­ci­ni­sche Bemer­kun­gen“ (1774). Sei­ne Fisch­samm­lung kam an das Ber­li­ner Zoo­lo­gi­sche Muse­um, jetzt Muse­um für Natur­kun­de. Heu­te ist der Bun­ker­ein­gang auf dem Bloch­platz belieb­tes Ziel für Tou­ris­ten und Füh­rungs­teil­neh­mern des Ber­li­ner Unter­wel­ten e.V.

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