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Tanzen gegen das Warten

12. Dezember 2018

JUNCTION ist ein Tanz­pro­jekt für geflüch­te­te Men­schen mit inter­na­tio­na­lem Modell­cha­rak­ter. Alle reden über geflüch­te­te Men­schen, aber nur weni­ge sehen genau­er hin. Der All­tag vie­ler Geflüch­te­ter ist bestimmt durch Behör­den­gän­ge, das Aus­hal­ten von Bar­rie­ren und Will­kür, Ein­tö­nig­keit und vor allen Din­gen war­ten. War­ten auf eine unge­wis­se Zukunft.

Die Cho­reo­gra­fin Jo Par­kes und die Heil­päd­ago­gin Bar­ba­ra Weid­ner haben es sich zur Auf­ga­be gemacht, den All­tag von geflüch­te­ten Men­schen ein wenig zu erleich­tern. Seit 2014 bie­tet das von Ihnen ent­wi­ckel­te Pro­jekt JUNCTION als Teil von Mobi­le Dance e.V. wöchent­li­che Tanz­work­shops in fünf Unter­künf­ten  an. Zudem gibt es in jedem Quar­tal für alle eine gro­ße Tanz­par­ty in den Uferstudios.

Wann und wie?

Der wöchent­li­che Tanz­work­shop beginnt mit einem offe­nen Kör­per­trai­ning, an dem alle Kin­der und Jugend­li­chen der jewei­li­gen Unter­kunft teil­neh­men kön­nen. Der Fokus liegt auf der Akti­vie­rung inne­rer Res­sour­cen, den Auf­bau von Durch­hal­te­ver­mö­gen und den Abbau von Stress durch Atmen und Berüh­rung. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt liegt in der Impro­vi­sa­ti­on. Bei allen Übun­gen und Ange­bo­ten steht im Mit­tel­punkt, den Teil­neh­men­den zu hel­fen – im Hier und Jetzt anzu­kom­men. Nach der Trai­nings­pha­se geht die Grup­pe in die Pha­se der Cho­reo­gra­fie. Die­ser Teil des Work­shops ist nicht mehr offen für alle, son­dern rich­tet sich nur an Teil­neh­men­de ab sie­ben Jah­ren, die bei der Tanz­par­ty auf­tre­ten möchten.

Ankommen und angenommen werden

Die Teil­neh­men­den  ver­wei­len häu­fig seit Mona­ten oder Jah­ren hier. Nach der Zeit des Ankom­mens, der Neu­ori­en­tie­rung in einem frem­den Land und der Hoff­nung auf  Sicher­heit zeich­net sich ab, dass die­se Zeit des Über­gangs und des Aus­har­rens viel län­ger andau­ert als erwar­tet. Das War­ten wird zum Dau­er­zu­stand und die Fami­li­en müs­sen sich nun in einer Pha­se des pro­vi­so­ri­schen Lebens mit­tel­fris­tig ein­rich­ten. Die gesell­schaft­li­che Erwar­tungs­hal­tung nach mög­lichst zügi­ger „Inte­gra­ti­on“ und schnel­ler Anpas­sung einer­seits sowie die Erfah­rung von all­täg­li­chem Ras­sis­mus, von den Hin­der­nis­sen, ein selbst­be­stimm­tes Leben zu füh­ren ande­rer­seits,  frus­trie­ren vor allem die Kin­der und Jugend­li­chen. Das Pro­jekt bezieht immer auch ihre Fami­li­en mit ein.

Die Tanzparty in den Uferstudios

Die ver­än­der­te bzw. sta­gnie­ren­de Lebens­si­tua­ti­on der geflüch­te­ten Per­so­nen ver­än­dert auch die Schwer­punk­te der Arbeit. Um das War­ten aus­zu­hal­ten, brau­chen Kin­der und Fami­li­en „Höhe­punk­te”, die den All­tag unter­bre­chen. Die längst eta­blier­te ber­lin­wei­te Tanz­par­ty in den Ufer­stu­di­os im Wed­ding ist des­halb beson­ders wich­tig. Sie ist die zen­tra­le Ver­an­stal­tung für alle Akti­ven im Pro­jekt, für deren Fami­li­en und inter­es­sier­ten Ber­li­ner am Ende eines jeden Quar­tals. Alle kom­men zusam­men, um die Tanz­per­for­man­ces und musi­ka­li­schen Per­for­man­ces zu sehen bzw. zu hören und anschlie­ßend beim „Dance­oke“ (Kara­ko­ke ohne Sin­gen, aber mit Tan­zen) selbst aktiv zu wer­den und mit­ein­an­der zu tan­zen. Die nächs­te Tanz­par­ty fin­det am 17. Dezem­ber im Stu­dio 14 der Ufer­stu­di­os (Ein­gän­ge: Ufer­stra­ße 823 und Bad­stra­ße 41a, 13357 Ber­lin) statt.

Kunst als Unterstützer, Unterstützung durch Kunst

Die Tanz­par­ty wird von Nada Aswad­ma gelei­tet. Sie hat selbst am Pro­jekt JUNCTION teil­ge­nom­men, wäh­rend sie in einer Unter­kunft wohn­te.  Ins­ge­samt 18 Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus 11 unter­schied­li­chen Län­dern geben die Work­shops. Fünf von ihnen sind einst selbst geflüch­tet. Alle wer­den vor Pro­jekt­be­ginn in trau­ma- und diver­si­täts­sen­si­bler Pra­xis fort­ge­bil­det und tref­fen sich regel­mä­ßig zu einem gemein­sa­men Aus­tausch. Die Teams wer­den zudem regel­mä­ßig heil­päd­ago­gisch von Bar­ba­ra Weid­ner und tanz­päd­ago­gisch von Jo Par­kes begleitet.

Neben den Tanz­künst­lern gehört zu jedem Team auch eine Assis­tenz. Die­se Rol­le ermög­licht prak­ti­sche Erfah­run­gen für Künst­lern, die in dem Bereich arbei­ten wol­len. Die Assis­ten­ten sind HZT-Stu­die­ren­de, die im Rah­men ihres Stu­di­ums Cre­dit-Points erwer­ben kön­nen, aber auch ehe­ma­li­ge Teil­neh­mer und inter­es­sier­te Tanz­künst­ler. Die Assis­ten­ten neh­men an Fort­bil­dun­gen und den Sit­zun­gen zur Pro­zess­be­glei­tung teil.

Wer mehr über das Pro­jekt JUNCTION und den Mobi­le Dance e.V. wis­sen möch­te, kann sich unter www.mobile-dance.com oder auf Face­book unter https://www.facebook.com/MobileDanceCompany/ informieren.

Text: Klau­dia Kelleh

Gastautor

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