Mastodon

Ist der Wedding eine Sehenswürdigkeit?

19. September 2018

Mei­nung Was gibt’s im Wed­ding schon groß­ar­tig zu sehen? Die Rei­se­füh­rer wer­den den Tou­ris­ten meist um die­sen Orts­teil her­um lei­ten, allen­falls bei einer Fahrt mit der U‑Bahn ver­schlägt es den einen oder ande­ren auch schon mal unter’s Wed­din­ger Straßenpflaster.

Auch durch Nega­tiv-Schlag­zei­len über Kri­mi­na­li­tät, Gewalt oder Armut ist unser Wohn­ort auch über­re­gio­nal ein Begriff. Doch zu glau­ben, dass nur die Top-Attrak­tio­nen für Tou­ris­mus sor­gen, wäre viel zu ein­di­men­sio­nal gedacht. Denn wer sagt, dass es einen Fern­seh­turm, einen Dom und einen Zoo­lo­gi­schen Gar­ten braucht, um neu­gie­ri­ge Besu­cher aus ande­ren Tei­len der Welt zu inter­es­sie­ren? Ist nicht die Tat­sa­che, dass hun­dert­tau­sen­de Ber­li­ner eben nicht in den „ange­sag­ten“ und tou­ris­tisch erschlos­se­nen Stadt­tei­len woh­nen, allein schon ein Grund, vom aus­ge­tre­te­nen Pfad abzu­wei­chen? Wer sich für das ech­te Ber­lin, das Ber­lin der Kieze inter­es­siert, muss in der Innen­stadt schon ein wenig suchen. Im Wed­ding wird der Besu­cher noch am ehes­ten die für die­se Stadt so typi­sche bun­te Mischung finden.

Das Wand­bild mit den Boat­eng-Brü­dern in der Pank­stra­ße Ecke Bad­stra­ße. Geor­ge in der Mit­te. Foto: Hensel

Typi­sche Mischung – nun ja, viel­leicht gab es die noch bis vor weni­gen Jah­ren tat­säch­lich in den meis­ten Tei­len Ber­lins. Heu­te kann fast nir­gend­wo mehr davon die Rede sein. In der Innen­stadt wirkt nur der Wed­ding in sei­ner Ein­fach­heit man­cher­orts wie ein Relikt aus einer ande­ren Zeit. Doch auch hier begin­nen sich die Din­ge zu ver­än­dern, die hohen Mie­ten haben unse­ren Stadt­teil längst erreicht.

Ob in Hos­tels, in Gäs­te­häu­sern, in Feri­en­woh­nun­gen oder in Hotels – Tou­ris­ten steu­ern in zuneh­men­den Maße eine Wed­din­ger Adres­se als Unter­kunft an. Dafür sorgt allein schon die zen­tra­le Lage und die gute Erreich­bar­keit mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln. Viel­leicht inter­es­siert sich der eine oder ande­re Besu­cher auch für das Umfeld, in dem sich sei­ne Unter­kunft befin­det. Jedes Vier­tel hat sei­ne Cha­rak­te­ris­ti­ka, sei­ne bau­li­chen „High­lights“, sei­ne gewach­se­ne Struk­tur, die man nicht ein­fach erklä­ren kann, wenn man sie nicht selbst erlebt.

eiffelturm-centre-francais
Foto: kat­ja-witt

Eine Rei­se in den Wed­ding kann einen Ber­lin-Auf­ent­halt in jedem Fall berei­chern, denn der Orts­teil mit all sei­nen Schön­hei­ten, aber auch „Pro­ble­me­cken“ gehört zum Gesamt­bild, das sich ein Frem­der von die­ser Stadt machen soll­te. Wer alle Sehens­wür­dig­kei­ten aus dem Rei­se­füh­rer abge­klap­pert hat, wird nur ein Abzieh­bild der deut­schen Haupt­stadt gese­hen haben. Wer aber auch den Wed­ding aus eige­ner Anschau­ung kennt, hat Ber­lin wirk­lich erlebt. Und der gewöhn­li­che Tou­rist wird sich erstaunt die Augen rei­ben, wenn er die obe­re Mül­lerstra­ße ent­lang­geht: Vor dem Cent­re Fran­cais steht doch tat­säch­lich ein Eif­fel­turm! Na bit­te, geht doch…

 

 

Joa­chim Faust mag es, bei Städ­te­rei­sen auch in die Vier­tel zu gehen, in denen vie­le Stadt­be­woh­ner leben, arbei­ten und ausgehen. 

 

 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?