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Glücksfall grüner Wedding

25. August 2018
rehberge-sonnenaufgang-park
Foto:linn-asmuc

Jeder Wed­din­ger kennt das: Halb Ber­lin denkt, wir leben in einem gro­ßen grau­en, trost­lo­sen Elends­quar­tier. Allen­falls hat man schon mal vom Roten Wed­ding gehört und tut das mit einem leich­ten Schau­dern ab. Doch die Wirk­lich­keit ist ganz anders und so freu­en wir Wed­din­ger uns, dass wir die vie­len Grün­flä­chen, die unser Stadt­teil sein Eigen nennt, nicht mit beson­ders vie­len Tou­ris­ten und ande­ren Ber­li­nern tei­len müs­sen. Doch wor­an liegt es, dass sich der Wed­ding so ganz anders anfühlt als das Klischee?

Als Haupt­stadt des Kai­ser­reichs ist Ber­lin ab 1871 wahn­sin­nig schnell gewach­sen. In nur drei­ßig Jah­ren hat­te sich die Ein­woh­ner­zahl auf zwei Mil­lio­nen ver­dop­pelt, bis zur Stadt­gren­ze wur­den alle Flä­chen ver­plant und bebaut. Die Stadt­tei­le Wed­ding und Gesund­brun­nen, die seit 1861 zu Ber­lin gehör­ten, waren davon auch betrof­fen. Als ein­zi­ge Grün­an­la­ge wur­de dort ab 1865 der Hum­boldt­hain inmit­ten des dicht bebau­ten Arbei­ter­vier­tels als auf­wän­dig gestal­te­te Grün­an­la­ge ange­legt. Die Gebie­te süd­lich der See- und der Oslo­er Stra­ße wur­den par­zel­liert und mit Indus­trie, Miets­ka­ser­nen und öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen zuge­pflas­tert. Nörd­lich davon gab es nur ein paar ein­zel­ne Gebäu­de an der Mül­lerstra­ße und ent­lang der Prin­zen­al­lee. Statt des­sen präg­ten dort Fried­hö­fe, die an den Stadt­rand ver­legt wor­den waren, wüs­te Sand­flä­chen und Trup­pen­übungs­plät­ze das Bild.

Neues Bauen und neue Parks

Typische Hofseite eines Wohngebäudes der Schillerpark-Siedlung
Die Sied­lung Schillerpark

Ab der Jahr­hun­dert­wen­de wur­den neue Sied­lungs­ge­bie­te anders geplant. Viel Licht und gute Durch­lüf­tung sowie gro­ße, grü­ne Höfe waren jetzt die Vor­ga­ben. Im Nor­den des Wed­ding gab es genü­gend Platz für gro­ße Pro­jek­te wie die Sied­lung Schil­ler­park, die Fried­rich-Ebert-Sied­lung und das Eng­li­sche Vier­tel. Auf den ehe­mals öden Sand­flä­chen ent­stan­den neue Parks wie der Schil­ler­park (1913), der Goe­the­park (1922) und mit 120 Hekt­ar der rie­si­ge Volks­park Reh­ber­ge (1929). Dort bau­te man nicht – wie am Hum­boldt­hain – ein­fach die Land­schaft in eine Grün­an­la­ge um. Viel­mehr wur­den die vor­han­de­nen Sand­dü­nen, Feucht­ge­bie­te und Seen in die Model­lie­rung des topo­gra­phisch reiz­vol­len Gelän­des ein­ge­bun­den. Daher haben die­se Parks eher die Anmu­tung von offe­nen Land­schafts­parks als von gärt­ne­ri­schen Anlagen.

Eingang zu den Parzellen des Kleingartenvereins Sandkrug.
Foto: Hen­sel

Wie häu­fig am Stadt­rand ent­stan­den auch bei uns vie­le Klein­gär­ten. Knapp 30 Kolo­nien unter­schied­lichs­ter Art und Grö­ße gibt es inzwi­schen im Wed­ding. Man­che lie­gen mit­ten in dicht bebau­ten Wohn­vier­teln wie zwi­schen Luxem­bur­ger und Trift­stra­ße, ande­re brei­ten sich am nörd­li­chen Rand der Bebau­ung aus wie rund um die Togo­stra­ße oder ent­lang der Panke.

Foto: Joseph Plotzki

Die Zer­stö­run­gen im Zwei­ten Welt­krieg schlu­gen eben­falls Schnei­sen in den bis dahin über­be­völ­ker­ten und äußerst eng bebau­ten Wed­ding. Wege ent­lang der kloa­ken­ar­ti­gen Pan­ke wur­den zu einem durch­ge­hen­den Grün­zug ver­bun­den, am frü­he­ren Nord­ha­fen wur­de ein neu­er Park ange­legt. Hin­ter­hö­fe wur­den ent­kernt, mit­ein­an­der ver­bun­den und begrünt, wie zum Bei­spiel zwi­schen Lie­ben­wal­der und Oude­nar­der Stra­ße. Durch Kahl­schlag­sa­nie­rung ent­stan­de­ne Neu­bau­ge­bie­te wie das Brun­nen­vier­tel zeich­nen sich eben­falls durch grü­ne Höfe und luf­ti­ge Stadt­plät­ze aus. Sogar ganz neue Parks ent­ste­hen noch immer im Wed­ding, wie der 2007 eröff­ne­te Spren­gel­park auf einem ehe­ma­li­gen Fabrikgelände.

weiter Blick über den ParkSo viel Grün im Grau des Häu­ser­meers, und aus der Per­spek­ti­ve ande­rer Innen­stadt­kieze sogar beson­ders viel Grün, das zeich­net den Wed­ding (für Ken­ner) aus…

 

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