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Eine andere Welt ganz nah:
Warum wir (manchmal) nach Prenzlauer Berg fahren

20. August 2018
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Mit­te ist Schit­te, Prenz­l­berg ist Pet­ting. Real Sex is only Wed­ding. Wah­re Wor­te, die das Prime­Time-Thea­ter als Text zu sei­ner Erken­nungs­me­lo­die ver­wen­det. Doch manch­mal kann einem die raue Wirk­lich­keit unse­res gna­den­los ehr­li­chen Wed­ding zu viel sein. Wie erhol­sam und gesit­tet geht es hin­ge­gen in unse­rem Nach­bar­stadt­teil Prenz­lau­er Berg zu! Und geben wir es offen zu: Manch­mal las­sen sich dort ein­fach Din­ge ent­de­cken, die es im Wed­ding so nicht gibt. Wir haben unse­re Lese­rin­nen und Leser gefragt, aus wel­chen Grün­den sie in den Nach­bar­stadt­teil fah­ren – müs­sen oder wol­len. Die Online-Zei­tung Prenz­lau­er Berg Nach­rich­ten hat übri­gens die glei­che Fra­ge an ihre Leser gestellt.

Nur unfreiwillig …

Manch einer betritt den Pan­kower Orts­teil Prenz­lau­er Berg nur gezwun­ge­ner­ma­ßen. Sei es, wie eini­ge unse­rer Leser, nur mon­tags bis frei­tags für die Arbeit oder weil sich dort der Kita- oder Schul­platz der Kin­der befin­det. Oder ganz ein­fach, um von dort woan­ders hin­zu­fah­ren, bei­spiels­wei­se vom S‑Bahnhof Born­hol­mer Straße.

Eini­ge Wed­din­ger stel­len bekannt­lich ihren Sperr­müll auf die Stra­ße. Alle ande­ren ken­nen natür­lich den Recy­cling­hof der BSR. Denn er ist die ers­te Anlauf­stel­le für die Wed­din­ger, die ein­fach mal was los­wer­den wol­len, und liegt gleich hin­ter der Behm­stra­ßen­brü­cke – bevor es mit dem Prenz­lau­er Berg so rich­tig los­geht. Doch da muss es doch noch mehr zu ent­de­cken geben in die­sem so anders­ar­ti­gen Stadtteil?

Höchst freiwillig …

Kon­zer­te im FRANNZ-Club, die Kul­tur­braue­rei oder die Max-Schme­ling-Hal­le: Im Prenz­lau­er Berg gibt es eini­ge Orte, wo auch wir Wed­din­ger ger­ne gute Musik hören. Und für ein ALBA-Spiel muss man auch auf die ande­re Sei­te des Mauerparks.

Ande­re Kund­schaft, ande­re Nach­fra­ge: Bestimm­te Pro­duk­te gibt es im Wed­ding ein­fach kaum. Auf der Schön­hau­ser fin­det man bei­spiels­wei­se einen Hut­la­den, ver­dammt gute Eis­die­len oder mehr spe­zia­li­sier­te Geschäf­te. Auch die Restau­rant-Aus­wahl ist defi­ni­tiv grö­ßer, ja fast schon aus­ufernd, im Ver­gleich zu unse­rer Sei­te des Gleim­tun­nels. Im Park chil­len – das geht im Wed­ding. aber im Park gril­len, das geht bei uns nir­gend­wo. Nur im Mau­er­park ist das mög­lich, wes­halb auch vie­le Wed­din­ger dort­hin aus­wei­chen. Back­werk kau­fen im Wed­ding ist ein har­tes Brot: Leid­voll hat es wohl so man­cher Wed­din­ger schon erfah­ren, dass Hand­werks­bä­cker ech­te Man­gel­wa­re im Wed­ding sind. Für gutes Brot gibt es eini­ge Aus­nah­me­bä­cke­rei­en im Prenz­lau­er Berg, und für die lohnt sich ein kur­zer Grenzgang.

Prenzlauer Berg erfüllt jedes Klischee

Manch ein Schü­ler oder eine Schü­le­rin wird von den Eltern in den Prenz­lau­er Berg, Pan­kow oder Alt-Mit­te geschickt. Denn noch immer miss­trau­en vie­le Eltern den Wed­din­ger Schu­len mit ihrem hohen Anteil an Kin­dern nicht­deut­scher Her­kunft. Vie­le unse­rer Lese­rin­nen und Leser haben auch Ver­wandt­schaft oder Freun­de, die (noch) im Prenz­lau­er Berg leben. Doch die müs­sen von den Vor­zü­gen des Wed­ding oft noch “über­zeugt” wer­den: “In den Prenz­lau­er Berg fah­re ich höchs­tens, um Freun­de zu besu­chen, die den Absprung noch nicht geschafft haben!” schreibt uns ein Leser. 

Eins steht jedoch fest: Die Fül­le an Ange­bo­ten für Eltern und ihre klei­nen und etwas grö­ße­ren Kin­der ist im Prenz­lau­er Berg enorm groß. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und in dem Punkt erfüllt der Prenz­lau­er Berg, so reiz­voll er ist, auch immer noch jedes Kli­schee! Aber am Ende des Tages, so schreibt uns eine Lese­rin, rückt ein Besuch beim Nach­barn auch die ein oder ande­re Unzu­läng­lich­keit des Wed­ding wie­der gera­de: “Ich fah­re manch­mal in den Prenz­lau­er Berg, um mich danach im Wed­ding wie­der sau­wohl zu fühlen!”

Fotos: Kris­ti­na Auer, Prenz­lau­er Berg Nachrichten

Die Idee zu die­sem Arti­kel ent­stand, als sich die Macher von Wed­ding­wei­ser und Prenz­lau­er Berg Nach­rich­ten end­lich ein­mal per­sön­lich ken­nen­lern­ten. Hier könnt ihr nach­le­sen, war­um Prenz­lau­er Ber­ger in den Wed­ding fahren.

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

4 Comments

  1. Klug­scheis­ser-Nach­trag: Anders als beim Wed­ding wird für den Stadt­teil Prenz­lau­er Berg kein Arti­kel ver­wen­det – es müss­te also hei­ßen: “War­um wir (manch­mal) NACH Prenz­lau­er Berg fahren”.

    • Dan­ke für die Erin­ne­rung! Ich lie­be ja die­se hyper­lo­ka­len Fein­hei­ten, die den ech­ten Ken­ner aus­wei­sen. Domi­ni­que, Weddingweiserin

  2. “Manch einer betritt den Pan­kower Orts­teil Prenz­lau­er Berg nur gezwungenermaßen.”

    –> Kann mich wei­ter­hin nicht an die Bezirks­re­form gewöh­nen. Prenz­lau­er Berg ist ein eigen­stän­di­ger Bezirk.

    • Das geht uns auch so. Wed­ding ist für uns auch noch immer Wed­ding. Eigent­lich müss­ten wir ja Mit­te­wei­ser oder “Wed­ding- und Gesund­brun­nen­wei­ser” hei­ßen. Uuuaahhh! Domi­ni­que, Weddingweiserin

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