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Eine Community so bunt und lebendig wie der Stadtteil: die Weddingweiser Pinnwand

9. Januar 2018
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Wir fei­ern 10.000 Mit­glie­der in der Face­book-Grup­pe “Wed­ding­wei­ser Pinnwand”

„Seit ich vor vier Jah­ren in den Wed­ding gezo­gen bin, habe ich immer wie­der die Pinn­wand genutzt. Ich fin­de die Idee der gegen­sei­ti­gen Hil­fe toll, das hat mich dem Kiez gegen­über geöff­net“, sagt Car­la Weigt. Nicht nur die Ange­bo­te zum Ver­kauf, zum Tau­schen und zum Ver­schen­ken hel­fen den Mit­glie­dern, bei ihr habe es ganz kon­kret dazu bei­getra­gen, im Wed­ding anzu­kom­men. Für die gebür­ti­ge Lucken­wal­de­rin sind es aber nicht nur die Ange­bo­te, die die Pinn­wand reiz­voll machen: „Ich fin­de gut, wenn man eine Fra­ge stellt, und es immer jeman­den gibt, der aus­kunfts­freu­dig ist“, betont Car­la. Auch die prak­ti­sche Lebens­hil­fe macht die Lek­tü­re span­nend, wie bei­spiels­wei­se die Ant­wort auf die Fra­ge: Was tun, wenn die Nach­barn zu laut sind?

Laut Wiki­pe­dia wer­den Pinn­wän­de ver­wen­det, um Ter­mi­ne oder sons­ti­ge Infor­ma­tio­nen bekannt­zu­ge­ben, oder um Ideen oder Auf­ga­ben fest­zu­hal­ten und zu ord­nen. An einer öffent­li­chen Pinn­wand wer­den Ange­bo­te gemacht und gefun­den. Mit der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand ist in der Form einer öffent­li­chen Face­book-Grup­pe ein schwar­zes Brett ent­stan­den, das inzwi­schen 10.000 Nut­ze­rin­nen und Nut­zer hat.

„Gefühlt ist die Qua­li­tät der Bei­trä­ge höher als in ande­ren Grup­pen“, sagt Andar­as, der sich mit die­ser Art von Forum gut aus­kennt. Dass unter den Bei­trä­gen oft auch die Post­leit­zahl steht, macht den Nut­zen aus Andar­as’ Sicht noch loka­ler und prak­ti­scher. „Ich fin­de es gut, dass fast immer jemand schnell hel­fen kann und manch­mal auch ange­reg­te Dis­kus­sio­nen ent­ste­hen”, weiß Andar­as, der auch Teil der Wed­ding­wei­ser-Redak­ti­on ist.  Aber nicht nur der prak­ti­sche Nut­zen macht die Pinn­wand lesens­wert, son­dern auch manch skur­ri­ler Ein­trag oder humor­vol­le Kom­men­tar eines Wed­din­ger Zeitgenossen.

Andre­as, der eben­falls Autor beim Wed­ding­wei­ser ist, schätzt vor allem den inves­ti­ga­ti­ven Cha­rak­ter der Pinn­wand, wenn jemand ein brand­ak­tu­el­les Ereig­nis aus dem Kiez mel­det, was schnell zu ange­reg­ten Dis­kus­sio­nen führt. „Aber die Grup­pe ist auch authen­tisch, weil die Bei­trä­ge immer einen ech­ten Wed­ding-Style haben“, so beschreibt Andre­as den Cha­rak­ter der Pinn­wand. Manch­mal ist es auch ein­fach nur schnel­le und unkom­pli­zier­te Nach­bar­schafts­hil­fe auf dem kur­zen Wed­din­ger Dienstweg.

David ist eine Kat­ze zuge­lau­fen. Kaum pos­te­te er dies in der Pinn­wand, erhielt er eine Nach­richt mit der Adres­se des Kat­zen­hal­ters. Nur ein paar Stun­den spä­ter war der Haus­ti­ger wie­der bei sei­ner Fami­lie. Und auch oft wie­der­keh­ren­de Fra­gen wie “EC-Kar­te bzw. Schlüs­sel gefun­den” oder “wel­cher Arzt ist am Bes­ten?”  sind meist inner­halb von Minu­ten beant­wor­tet. Die Com­mu­ni­ty regelt das meist von selbst, ent­larvt und mel­det selbst – wie in einer funk­tio­nie­ren­den Nach­bar­schaft eben. Wir haben, weil vie­le Face­book-User die Such­funk­ti­on nicht fin­den, auf dem Blog eine Best-Of-Sei­te der“Schwarm­in­tel­li­genz” ange­legt.

Doch wer auf der Pinn­wand pos­tet, der ist vor Gegen­wind nicht geschützt. Der ansons­ten freund­li­che und hilfs­be­rei­te Umgangs­ton kann näm­lich schnell eska­lie­ren: beson­ders bei The­men rund um Gen­tri­fi­zie­rung, Müll oder auch Hun­de­lei­nen­pflicht wird es meist, nun ja, rau und ehr­lich… Face­book-Grup­pe ja, aber eben auch Wedding 😉

Ein paar Zahlen:
3 Admins, 10.000 Mit­glie­der, ca. 53 % Frau­en. Aktu­ell 239 Accounts auf der Block-Liste

Was wie ein Selbst­läu­fer aus­sieht, der wei­tes­ge­hend von fair dis­ku­tie­ren­den Mit­glie­dern und unkom­mer­zi­el­len Anbie­tern befüllt wird, ist in Wirk­lich­keit ganz schön arbeits­in­ten­siv. „Ich ver­brin­ge jeden Tag durch­schnitt­lich eine Stun­de mit der Pinn­wand“, erzählt Samu­el Orsen­ne, der 2014 die hyper-loka­le Face­book-Grup­pe gegrün­det hat­te und seit­dem Admi­nis­tra­tor der Grup­pe ist. Zu sei­nen Auf­ga­ben gehört es, neue Mit­glie­der zu prü­fen und zu geneh­mi­gen, die Bei­trä­ge zu sich­ten und von Spam oder schlech­tem Umgangs­ton zu berei­ni­gen. „Ich freue mich beson­ders, weil es nun eine ech­te Com­mu­ni­ty gewor­den ist“, so der IT-Fach­mann. Was wich­tig ist: alle Bei­trä­ge sol­len einen Bezug zum Wed­ding haben, damit der Cha­rak­ter eines loka­len Ser­vice­por­tals erhal­ten bleibt: „Was nichts mit unse­rem Stadt­teil zu tun hat, fliegt raus!“

Jetzt begrüßt die Wed­ding­wei­ser Pinn­wand das zehn­tau­sends­te Mit­glied. In weni­ger als vier Jah­ren ist die Com­mu­ni­ty fast ein klei­nes Abbild des bun­ten Wed­ding gewor­den, in der sich auch die Leben­dig­keit des Stadt­teils spie­gelt. „Um die­se ehren­amt­li­che Arbeit fort­zu­füh­ren, möch­ten wir auch eine soli­de Grund­la­ge“, sagt Samu­el Orsen­ne. „Schon mit zwei Euro im Monat kann man uns unbü­ro­kra­tisch unter­stüt­zen und dazu bei­tra­gen, dass der Wed­ding auch in Zukunft ein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Por­tal behal­ten kann.“

Hier geht es zu den Unter­stüt­zer-Abos. Oder ihr könnt uns über Pay­Pal etwas zukom­men las­sen. Wenn ihr uns mit einer Ein­mal­zah­lung unter­stüt­zen wollt, schreibt bit­te eine Mail an [email protected] für wei­te­re Details.

Eins steht aber jetzt schon fest: Von der viel­be­schwo­re­nen “Anony­mi­tät in der Groß­stadt” kann bei der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand jeden­falls kei­ne Rede sein!

 

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

2 Comments

  1. Die Idee, Men­schen in einem Stadt­teil über sozia­le Medi­en mit­ein­an­der zu ver­bin­den, um Hil­fe anzu­bie­ten, Fra­gen zu beant­wor­ten und Infor­ma­tio­nen aus­zu­tau­schen, ist groß­ar­tig. Die Pin­wand zeigt, wie Tech­no­lo­gie genutzt wer­den kann, um loka­le Ver­net­zung und Zusam­men­ar­beit zu för­dern. Ob es dar­um geht, Gegen­stän­de zu ver­schen­ken, prak­ti­sche Tipps zu tei­len oder sich über aktu­el­le Ereig­nis­se im Stadt­teil aus­zu­tau­schen, die Viel­falt der Bei­trä­ge macht die Pinn­wand zu einem inter­es­san­ten und unter­halt­sa­men Ort.

  2. Einer­seits ganz herz­li­chen Glück­wunsch zur 10.000!!

    Ande­rer­seits der klei­ne kri­ti­sche Hin­weis, dass die Pinn­wand natür­lich nur für Men­schen zugäng­lich ist, die bei face­book ange­mel­det sind. Und wer die­se “Daten­kra­ke” mei­den möch­te, ist lei­der außen vor. Schade.

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