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Bangen um den weihnachtlichen Weddingmarkt

6. November 2020

Besucher auf dem Weihnachtlichen Weddingmarkt auf dem LeopoldplatzDie Ter­mi­ne ste­hen bereits fest, die Stän­de sind schon längst aus­ge­bucht: Dem weih­nacht­li­chen Wed­ding­markt soll­te eigent­lich nichts mehr im Weg ste­hen. An den drei Advents­sonn­ta­gen im Dezem­ber (6., 13. und 20.) wird man auf dem Leo­pold­platz wie­der die Mög­lich­keit haben, sich nach beson­de­ren Weih­nachts­ge­schen­ken umzu­schau­en, die als Ein­zel­stück oder in Klein­se­ri­en von loka­len Klein­be­trie­ben pro­du­ziert wer­den. Ob es dabei bleibt?

Besucher auf dem Weihnachtlichen Weddingmarkt vor der NazarethkircheIn Zei­ten wie die­sen weiß man nie. „Wir war­ten hier alle ab“, sagt Sabri­na Püt­zer, die den Wed­ding­markt orga­ni­siert. „Weil sich der­zeit die Vor­schrif­ten teil­wei­se zwei­mal die Woche ändern, kann kei­ner mit Sicher­heit sagen, ob die Wed­ding­märk­te im Dezem­ber tat­säch­lich so, wie wir sie pla­nen, statt­fin­den kön­nen. Wir berei­ten uns vor.“ Vor allem die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Ord­nungs­amt sei in der Coro­na-Kri­se extrem schwie­rig gewor­den, berich­tet sie. Weil der Wed­ding­markt sonn­tags statt­fin­de und dort auch neue Waren ange­bo­ten wer­den, benö­ti­ge sie Son­der­ge­neh­mi­gun­gen des Amtes: „Beim Markt vom 20. Sep­tem­ber kamen die­se Geneh­mi­gun­gen erst zwei Tage vor­her. Das Ord­nungs­amt ist wegen Coro­na total über­las­tet. Teil­wei­se wer­den uto­pi­sche Unter­la­gen ein­ge­for­dert, die man in der kur­zen Zeit beim bes­ten Wil­len nicht zusam­men­brin­gen kann. Am schlimms­ten war aber die­se Unsi­cher­heit, ob der Markt über­haupt statt­fin­den kann.“

Eigent­lich waren in die­sem Som­mer ja wie­der fünf monat­li­che Märk­te geplant – nur der letz­te davon konn­te tat­säch­lich statt­fin­den, unter Ein­schrän­kun­gen auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie selbst­ver­ständ­lich: Aber auch ohne Bier­ti­sche und ohne Tan­zen war die Stim­mung toll, zumal auch das Wet­ter mit­spiel­te an einem der letz­ten Som­mer­ta­ge des Jah­res. Der Wed­ding­markt im Sep­tem­ber war ein rie­si­ger Erfolg.

Markt unter Corona-Bedingungen

Foto: Wed­ding­markt

Für die weih­nacht­li­chen Wed­ding­märk­te befürch­tet Sabri­na Püt­zer jetzt zusätz­li­che Ein­schrän­kun­gen: „Die wür­den auch ohne Glüh­wein funk­tio­nie­ren“, so meint sie, „davon hängt die Stim­mung bei uns nicht ab, ein Alko­hol­ver­bot wür­den wir ver­kraf­ten.“ Am schlimms­ten wäre es für sie, wenn kurz­fris­tig die maxi­ma­le Anzahl der Stän­de redu­ziert wer­den wür­de: „Wenn statt der 80 Stän­de, die ja schon aus­ge­bucht und zuge­sagt sind, auf ein­mal viel­leicht nur noch 50 zuläs­sig wären und ich mich ent­schei­den müss­te, wel­chen der Händ­ler ich absa­gen müss­te Das wäre die Kata­stro­phe, vor die­ser Situa­ti­on habe ich tat­säch­lich Angst.“ Denn für vie­le der krea­ti­ven Klein­pro­du­zen­ten sei­en die Bedin­gun­gen in die­sem Jahr extrem schwer, die ers­ten Betrie­be hät­ten auch schon auf­ge­ben müs­sen. „Die Händ­ler sind auf die Ein­nah­men aus dem Weih­nachts­ge­schäft ange­wie­sen und brau­chen die Umsät­ze vom Leo­podl­platz drin­gend. Da hän­gen vie­le Exis­ten­zen dran!“

Weddingmarkt-Elemente in Karstadt integrieren?

Straßenbild am AbendMit dem Wed­ding­markt wird auf der ande­ren Sei­te auch poli­tisch argu­men­tiert, zum Bei­spiel von Mit­tes Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan von Das­sel im (vor­erst erfolg­rei­chen) Kampf gegen die Schlie­ßung des Kar­stadt am Leo­pold­platz. Der hat­te öffent­lich vor­ge­schla­gen, Ele­men­te des Wed­ding­mark­tes in den regu­lä­ren Betrieb des Waren­hau­ses zu inte­grie­ren, um die­sem mehr Attrak­ti­vi­tät für neue, jün­ge­re Kun­den­grup­pen zu ver­schaf­fen. Sabri­na Püt­zer hat das damals erfreut regis­triert: „Ich hat­te mit Herrn von Das­sel dar­über vor­her nicht gespro­chen, das kam völ­lig über­ra­schend.“ Sie hat dar­auf­hin den Kon­takt mit der Geschäfts­lei­tung von Kar­stadt auf­ge­nom­men und auch schon ein Gespräch geführt. Aller­dings sei man dort ange­sichts der Tur­bu­len­zen um die Insol­venz und die dro­hen­de Schlie­ßung noch zu über­for­dert gewe­sen. „Ich könn­te mir eine Koope­ra­ti­on mit Kar­stadt aber gut vor­stel­len“, meint die Ver­an­stal­te­rin des Wed­ding­mark­tes, „wenn sich ein Waren­haus lokal öff­nen wür­de, könn­te das mei­ner Ansicht nach gut funktionieren.“

Und wahr­schein­lich gibt es kaum einen ande­ren Ort in Deutsch­land, wo man eine der­ar­ti­ge Wei­ter­ent­wick­lung des Kon­zep­tes „Waren­haus“ so gut aus­pro­bie­ren könn­te wie am Wed­din­ger Leo­pold­platz – außer viel­leicht am Her­mann­platz, wo Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof mit dem Bezirk Fried­richs­hain-Kreuz­berg um die erlaub­ten Dimen­sio­nen des neu­en Kauf­haus­ge­bäu­des ringt.

Die­ser Arti­kel wur­de ver­fasst, bevor der zwei­te Lock­down beschlos­sen wur­de. Ob die Weih­nachts­märk­te im Dezem­ber tat­säch­lich statt­fin­den kön­nen, hängt also auch davon ab, ob die­ser Lock­down ver­län­gert wird oder nicht.

Autor: Chris­tof Schaffelder

Die­ser Arti­kel über den Weih­nacht­li­chen Wed­ding­markt erschien zuerst in der Novem­ber-Aus­ga­be der Zeit­schrift “Ecke Mül­lerstra­ße”.

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