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Unverblümt Kulturexpedition #18

13. Oktober 2017
Plakat der Kulturexpedition#18. Grafik: Georg+Georg
Pla­kat der Kulturexpedition#18. Gra­fik: georg+georg

Zum letz­ten Mal in die­sem Jahr geht es am 20. Okto­ber unver­blümt auf Kul­tur­ex­pe­di­ti­on durch den Wed­ding. Anläss­lich der Frank­fur­ter Buch­mes­se und weil Herbst­zeit gene­rell Bücher­zeit ist, haben wir dies­mal gleich zwei Lesun­gen im Pro­gramm. Aber natür­lich gibt es wie immer auch Live-Musik und als klei­nes Bon­bon eine Füh­rung durch die aktu­el­le Aus­stel­lung von Nika Fon­taine. Der Ein­tritt ist wie immer frei!

Sta­ti­on 1: Klei­ne Bar

Bad Man "G" spielt bei unverblümt. Grafik: Günter Kaiser
Bad Man “G”. Gra­fik: Gün­ter Kaiser

Los geht‘s um kurz vor sechs in der „Klei­nen Bar“ in der Hoch­stra­ße, unweit vom S‑Bahnhof Hum­boldt­hain. Von Anfang an mit dabei und nor­ma­ler­wei­se hin­term Misch­pult, wird Ton­tech­ni­ker Gün­ter aka Bad Man „G“ heu­te mal selbst auf der Büh­ne ste­hen. In der Klei­nen Bar, die min­des­tens so gemüt­lich ist wie das eige­ne Wohn­zim­mer, weiht er in die Geheim­nis­se des „Fin­ger­style Jazz“ ein. In New York, wo er lan­ge leb­te, hat er sich die­se Tech­nik ange­eig­net. Der Dau­men ist für den Rhyth­mus zustän­dig und spielt wech­seln­de Bass-Loops, wäh­rend die ande­ren Fin­ger die Melo­die über­neh­men. Ihren Ursprung hat die Fin­ger­style-Tech­nik im spä­ten 19. bezie­hungs­wei­se frü­hen 20. Jahr­hun­dert, als süd­ame­ri­ka­ni­sche Blues­mu­si­ker ver­such­ten, den Wech­sel­bass der damals popu­lä­ren Rag­time-Kla­vier-Musik auf die Gitar­re zu übertragen.

Station 2: Geigenbauerwerkstatt

Wei­ter geht es dann zu den Gerichts­hö­fen in die Gei­gen­bau­werk­statt von Andre­as Kägi. Dort war­ten nicht nur inter­es­san­te Ein­bli­cke in den Arbeits­all­tag eines doch eher unge­wöhn­li­chen Berufs, son­dern auch eine Lesung von The­re­sia Enzens­ber­ger, der Toch­ter des „Über­in­tel­lek­tu­el­len“ Hans Magnus Enzensberger.

Theresia Enzensberger. Foto: Rosanna Graf
The­re­sia Enzens­ber­ger. Foto: Rosan­na Graf

The­re­sia stu­dier­te Film und Film­wis­sen­schaft am Bard Col­lege in New York und schreibt als freie Jour­na­lis­tin unter ande­rem für ZEIT Online, FAZ und Mono­pol. Seit 2014 ver­legt sie das viel­fach preis­ge­krön­te BLOCK Maga­zin, ein Pot­pour­ri aus Essays, Repor­ta­gen und Tex­ten. Nun hat sie mit „Blau­pau­se“ ihren ers­ten Roman ver­öf­fent­licht. Blau­pau­se erzählt von der jun­gen Ber­li­ne­rin Lui­se Schil­ling, die sich 1921 an der Bau­haus-Kunst­schu­le in Wei­mar ein­schreibt, um Archi­tek­tur zu stu­die­ren. Es geht um Aner­ken­nung und Sexis­mus, Kom­mu­nis­mus und Avant­gar­de, Träu­me und Ideen in einer Zeit zwi­schen zwei Welt­krie­gen – und natür­lich um Lie­be. In der Ver­gan­gen­heit und mit­ten im Jetzt.

Station 3: PURPLE Contemporary Space

Akasha. Foto: Nika Fontaine
Aka­sha. Foto: Nika Fontaine

Die nächs­ten bei­den Orte der klei­nen Tour befin­den sich in den soge­nann­ten „Pan­ke-Höfen“, einer alten Fabrik in der Gericht­stra­ße 23. Im Hof V, neben dem Pan­ke Club, befin­det sich im ers­ten Stock die Gale­rie PURPLE Con­tem­po­ra­ry Space von Micha­el Wat­kins. Der­zeit sind dort Male­rei­en der kana­di­schen Künst­le­rin Nika Fon­taine zu sehen. Ihre Aus­stel­lung trägt den Namen „Aka­sha“. In der tra­di­ti­tio­nel­len india­ni­schen Kos­mo­lo­gie bedeu­tet dies Him­mel oder Him­mels­raum und ist neben Feu­er, Was­ser, Wind und Erde das fünf­te Ele­ment. Aka­sha ist der Raum zwi­schen und in allen Din­gen, wo das Licht leuch­tet und ent­steht. Jedes Gemäl­de ist eine Moment­auf­nah­me des fort­lau­fen­den Lebens­tan­zes auf einer spi­ri­tu­el­len Ebe­ne. Besu­cher sol­len dazu ermu­tigt wer­den, hin­ter die Kunst in einen (sinn­bild­lich) unbe­kann­ten Raum zu schauen.

Stefan F. Etgeton. Foto: Christoph Mukherjee
Ste­fan F. Etge­ton. Foto: Chris­toph Mukherjee

Nach einer Füh­rung durch die Aus­stel­lung inklu­si­ve Künst­ler­ge­spräch war­tet schon der nächs­te Pro­gramm­punkt: Ste­fan Etge­ton und sein Roman „Das Glück mei­nes Bru­ders“. Der zwei­te Roman des Wahl-Wed­din­gers erzählt von einem Trip in die Ver­gan­gen­heit im Som­mer 2010. Botho, der Ich-Erzäh­ler des Romans, sein Bru­der Arno und des­sen Freun­din Anja fah­ren zusam­men ins bel­gi­sche Ört­chen Doel, wo die Brü­der bei ihren Groß­el­tern regel­mä­ßig die Som­mer­fe­ri­en und Weih­nachts­fes­te ihrer Kind­heit und Jugend ver­bracht haben. Das Dorf liegt unweit des gleich­na­mi­gen Pan­nen-Kern­kraft­werks und gleicht einem Geis­ter­dorf, da der Ort bald schon der Hafen­er­wei­te­rung wei­chen muss. Die Tage in Doel brin­gen die Brü­der ein­an­der näher, rei­ßen aber auch alte Wun­den wie­der auf.

Station 4: Secret Place

"Nearest Gas Station" spielen bei unverblümt. Foto: Rosanna Graf
Nea­rest Gas Sta­ti­on. Foto: Nea­rest Gas Station

Melan­cho­lisch-beschwingt geht es dann zum letz­ten Ort der Okto­ber-Kul­tur­ex­pe­di­ti­on. Unver­blümt kehrt qua­si zurück zum Anfang und schließt den Kreis. Denn im Sep­tem­ber 2015 fand die Auf­takt­ver­an­stal­tung für die Kul­tur- und Kon­zert­rei­he im Gar­ten des Pan­ke-Clubs statt, bei strah­len­dem Son­nen­schein mit tol­len Bands und vie­len fröh­li­chen Besu­chern. Da die Näch­te nun schon ziem­lich lang sind und auch kalt, fin­det das Kon­zert der Band Nea­rest Gas Sta­ti­on natür­lich drin­nen statt – mit Blick auf den Gar­ten. Mehr zum Raum wird nicht ver­ra­ten, folgt der unver­blümt-Blu­me und lasst euch überraschen!

2015 haben sich auch die drei Band­mit­glie­der Gabrie­la Ambro­sio, Tho­mas Mar­shal und Jere­mie Fakir bei einem Kon­zert der Band Beach House ken­nen­ge­lernt. Das Trio impro­vi­siert und expe­ri­men­tiert in dunk­len Gewäs­sern zwi­schen Post-Punk, Kraut­rock und New Wave. Im Früh­jahr haben sie ihr ers­tes Stu­dio­al­bum namens Super­vo­id ver­öf­fent­licht. Der Band­na­me kommt übri­gens von die­sem Gefühl, das man hat, wenn man sich sicher ist, dass jeden Moment alles zusam­men­bre­chen könn­te. Ohne Ben­zin und total ver­lo­ren im Unbe­kann­ten ist der ein­zi­ge Wege zurück zur Nor­ma­li­tät, die nächst­ge­le­ge­ne Tank­stel­le zu finden.

Kommt vor­bei, das unver­blümt-Team hilft beim Suchen!

Zeitplan für unverblümt im Oktober 2017 (wie immer ohne Gewähr)

17.53 Uhr: Start Unver­blümt Kul­tur­ex­pe­di­ti­on , Klei­ne Bar, Hoch­stra­ße 44

18.10 Uhr: Bad Man „G“ (Fin­ger­style Jazz), Klei­ne Bar, Hoch­stra­ße 44

18.45 Uhr: The­re­sia Enzens­ber­ger (Lesung), Ate­lier Gei­gen­bau­meis­ter Andre­as Kägi, Gerichts­hö­fe, Gericht­ra­ße 12–13, Auf­gang 7, 2. Etage

20.00 Uhr: Aka­sha | pain­tings by Nika Fon­taine (Aus­stel­lung), PURPLE Con­tem­po­ra­ry Space, Gerich­stra­ße 23, Hof V, Auf­gang 6, 1. Stock

20.20 Uhr: Ste­fan Fer­di­nand Etge­ton (Lesung), PURPLE Con­tem­po­ra­ry Space, Gerich­stra­ße 23, Hof V, Auf­gang 6, 1. Stock

21.00 Uhr: Nea­rest Gas Sta­ti­on (dre­am­pop, kraut­rock, post­punk, new wave, psy­che­de­lic), Secret Place, Gericht­stra­ße 23, Hof VII, 13347 Ber­lin; folgt der unverblümt-Blume!

Wei­te­re Infos auf der unver­blümt-Face­book-Sei­te

Text: georg+georg

Gastautor

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