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Worüber Weddinger streiten: Hundehaufen

14. September 2017
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Ein Schil in der Gotenburger Straße im Soldiner Kiez. Foto: Hensel
Ein Schil in der Goten­bur­ger Stra­ße im Sol­di­ner Kiez. Foto: Hensel

Mei­nung Es gibt The­men, da geht der Blut­druck sofort auf 180. Da wer­den die Dis­kus­sio­nen heiß und schnell unsach­lich. Müll ist so ein emo­tio­na­les The­ma, Gen­tri­fi­zie­rung oder Par­ken in der zwei­ten Rei­he. Ein ande­res Reiz­wort aus die­ser Kate­go­rie: Hun­de­ka­cke. Es trennt die Men­schen auch hier im Wed­ding inner­halb von Sekun­den in Hun­de­has­ser und lie­ben­de Frau­chen und Herr­chen. Gera­de gab es mal wie­der so eine hit­zi­ge Debat­te auf der Wed­ding­wei­ser Pinnwand.

Die Diskussion auf der Pinnwand

Eine kur­ze Zusam­men­fas­sung für alle, die nicht auf unse­rer Pinn­wand unter­wegs sind: Am 30. August wur­de dort eine Dis­kus­si­on begon­nen mit den Wor­ten: „Genug ist genug! Wer Hun­de hat, soll­te die Schei­ße auf­he­ben! Ihren Hus­ky hat sie knall­hart vor eine Schu­le kacken las­sen und ist ein­fach wei­ter­ge­lau­fen! Als ich ihr mei­ne Ein­kaufs­tü­te ange­bo­ten habe, hat sie lachend den Kopf geschüt­telt und lief wei­ter. Ich wünsch­te, die Leu­te hät­ten mehr Ver­ant­wor­tung über­nom­men für ihre Tie­re!“ Es folg­ten gefühl­te 200 Kom­men­ta­re in teils sehr aggres­si­vem Ton, ver­fasst von Hun­de­be­sit­zern und Nicht-Hun­de­be­sit­zern. Zehn Tage spä­ter haben wir die Kom­men­tar­funk­ti­on geschlos­sen, weil eigent­lich alles gesagt war – und zwar von jedem.

Dis­ku­tiert wur­de unter ande­rem, ob Hun­de immer eine Lei­ne haben und ob Häuf­chen in jedem Fall weg­ge­macht wer­den müs­sen, ob Kin­der von Natur aus Angst vor Hun­den haben oder nicht. Sind Hun­de­hau­fen viel­leicht doch Natur und kön­nen blei­ben, wäre ein Hun­de­füh­rer­schein eine gute Sache? Ist die Stadt­rei­ni­gung für die Hun­de­hau­fen zustän­dig und die Hun­de­steu­er zur Besei­ti­gung gedacht? Nied­lich und fried­lich war der Teil der Dis­kus­si­on, in der erör­tert wur­de ob das Lie­gen­las­sen der Hin­ter­las­sen­schaf­ten der Vier­bei­ner nun eher ein biss­chen pfui ist oder doch mit­tel­pfui oder sogar oberpfui.

Fakten zum Thema Hunde

Hier gibt's (meist) Hundekotbeutel. Foto: Hensel
Hier gibt’s (meist) Hun­de­kot­beu­tel. Foto: Hensel

Von der Emo­ti­on zu den Fak­ten: In Ber­lin sind etwa 100.000 Hun­de regis­triert. Beim Finanz­amt Wed­ding sind 3000 Tie­re ange­mel­det. Wir leben also mit min­des­tens 3000 Hun­den zusam­men. Wir tref­fen sie im Hum­boldt­hain und im Schil­ler­park, beim Spa­zie­ren­ge­hen an der Pan­ke oder auf dem Geh­weg an der Stra­ße. Man­che Hun­de­be­sit­zer räu­men den Dreck ihrer Hun­de ganz über­zeugt weg, man­che nicht und das auch ganz über­zeugt. Ein Ber­li­ner Gericht sah sich kürz­lich in der Situa­ti­on, etwas sehr Offen­sicht­li­ches klar­zu­stel­len: Hun­de­hal­ter sind für ihre Tie­re ver­ant­wort­lich – und zwar auch für deren Dreck. Auch wahr: Wer laut dem vor einem Jahr in Kraft getre­te­nen Hun­de­ge­setz Hun­de­kot lie­gen lässt, muss mit einem Buß­geld von 35 Euro rechnen.

Fakt ist aber, dass die Ord­nungs­äm­ter es nicht schaf­fen, die gesetz­li­chen Rege­lun­gen zu kon­trol­lie­ren. Schon die Lei­nen­pflicht kann kaum durch­ge­setzt wer­den. Des­halb sind wir alle zu einer beson­ders schwe­ren Übung ver­don­nert: wir müs­sen das unter uns regeln. Um das zu schaf­fen, brau­chen wir Ver­ständ­nis für­ein­an­der, Rück­sicht, Geduld, einen ruhi­gen Puls, Sach­lich­keit und ver­ba­le Abrüs­tung. Und wir brau­chen, dar­um kom­men wir nicht her­um, vie­le von die­sen klei­nen Plas­tik­tüt­chen für die Hun­de­ka­cke. Denn eini­ge von uns lie­ben viel­leicht Hun­de. Das sind auch meist net­te Tie­re. Ab wer (auch von den Hun­de­hal­tern) liebt im ernst Hundekacke?

5 Comments

  1. Ach du je Wie­gald das ist genau­so sinn­los wie eine gene­rel­les Blödmannverbot.
    Klar sind Hun­de auf Spiel­plät­zen, und Kacke mit­ten auf dem Geh­weg total daneben.
    Aber schuld sind die Besit­zer nicht die Hun­de. Also müss­te ein Blödmannverbot
    dann sol­che Hun­de­be­sit­zer genau­so “ent­fer­nen”, wie Leu­te die alles über einen
    Kamm sche­ren wol­len, ohne zu differenzieren .…..

    Weg mit den Hun­den, weg mit lau­ten Kin­dern, weg mit allem was ICH blöd finde
    So kom­men wir kei­nen Schritt weiter.

  2. “Um das zu schaf­fen, brau­chen wir Ver­ständ­nis für­ein­an­der, Rück­sicht, Geduld, einen ruhi­gen Puls, Sach­lich­keit und ver­ba­le Abrüstung.”

    Exakt hier liegt der Feh­ler! Ich will die Dis­kus­si­on nicht erneut begin­nen, aber ins­be­son­de­re die Nicht-Hun­de­be­sit­zer müs­sen kei­nes­falls Ver­ständ­nis, Rück­sicht, Geduld etc. auf­brin­gen! Sie könn­ten fried­lich ihres Weges gehen, jog­gen usw., wenn “die ande­ren” sich geset­zes­kon­form ver­hiel­ten! Da sie das aber in vie­len Fäl­len nicht tun und sich auch häu­fig bera­tungs­re­sis­tent zei­gen (ich zah­le doch schon Hun­de­steu­er…), kommt man mit Sach­lich­keit und ver­ba­ler Abrüs­tung meist nicht weit!

    • Ich den­ke, dass Men­schen, die auf so engem Raum zusam­men­le­ben wie wir hier in Ber­lin, grund­sätz­lich immer rück­sichts­voll gegen­über den Mit­men­schen sein soll­ten. Das soll­te wohl für alle gel­ten, zum Bei­spiel auch für Rad­fah­rer oder Autor­fah­rer. Wie soll­te es sonst funktionieren? 

      Und ich den­ke, dass ver­ba­le Abrüs­tung genau rich­tig ist. Ich habe in letz­ter Zeit mehr­fach beob­ach­tet wie Hun­de­be­sit­zer und Nicht-Hun­de­be­sit­zer (ver­bal) auf­ein­an­der los­ge­gan­gen sind ohne dass es einen Anlass gab. Nur weil sich die Wege kreuz­ten. Das klingt dann genau wie in Face­book­kom­men­ta­ren. Ich fin­de das nicht rich­tig und auch nicht hilf­reich. VG, Domi­ni­que vom Weddingweiser

      • Ich stim­me dem Vor­pos­ter hier 100% zu. Irgend­wann ist halt auch mal gut. Und es ist nun mal ein Fakt das größ­te Teil der Hun­deb­sit­zer kei­ner­lei Rück­sicht nimmt auf ande­re. Das geht beim Kacken in den Park los und hört beim Beistrai­ning an Spiel­platz­schau­keln auf. Es wird schi­licht Zeit für ein gene­rel­les Hundeverbot.

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