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Wedding, du alte Drecksau!

15. Juni 2017
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Vermüllter Müllplatz. Foto: Annette Santo
Ver­müll­ter Müll­platz. Foto: Anet­te Santo

Mei­nung. Wed­ding, Gesund­brun­nen und Moa­bit sind die dre­ckigs­ten Ecken in Ber­lin. Nir­gend­wo liegt mehr Sperr­müll, flie­gen alte Müll­tü­ten durch die Stra­ße, liegt an vie­len Ecken Zeug her­um. Als die Senats­in­nen­ver­wal­tung vor einem Monat die dazu­ge­hö­ri­gen Zah­len ver­öf­fent­lich­te, war das hier im Wed­ding sicher kei­ne Über­ra­schung. Trotz­dem muss­ten wir uns zunächst ein wenig sam­meln. Der Wed­ding ist schmut­zig, so ist es und was soll man dazu auch noch sagen, außer: Macht mal sauber!

Die Fakten

Sperrmüll - einfach auf die Straße gestellt. Foto: Hensel
Sperr­müll – ein­fach auf die Stra­ße gestellt. Foto: Hensel

Inzwi­schen ken­nen vie­le die mobi­le App des Ord­nungs­am­tes und das dazu gehö­ri­ge Online-For­mu­lar zum Mel­den von Dreck­ecken. Bei­des gibt es seit 2015. Wäh­rend das Ange­bot im ers­ten Jahr noch recht unbe­kannt war, wur­de es 2016 bereits stark genutzt. In ganz Ber­lin gab es im ver­gan­ge­nen Jahr 27.000 Mel­dun­gen. Aus dem Bezirk Mit­te kamen mit 12.775 Mel­dun­gen die meis­ten Hin­wei­se aus der Bevöl­ke­rung. Schaut man sich die Kar­te mit den beson­ders belas­te­ten Orten im Stadt­teil an, sieht man, wo es beson­ders schlimm ist: in der Mül­lerstra­ße, in der Dront­hei­mer Stra­ße, in der Prin­zen­al­lee, in der See­stra­ße. Neben den gro­ßen Stra­ßen sind auch klei­ne Kiez­stra­ßen beson­ders belas­tet: im Sol­di­ner Kiez, im Spren­gel­kiez, im Afri­ka­ni­schen Viertel.

Der Ärger und die Kümmerer

Post auf der Weddingweiser Pinnwand
Post auf der Wed­ding­wei­ser Pinnwand

Der Müll regt vie­le Wed­din­ger auf. Immer wie­der pos­ten wüten­de Leser Müll­fo­tos auf der Wed­ding­wei­ser Pinn­wand. Lese­rin Anet­te San­to schrieb in einem Post im April: „Ich bin wütend und frus­triert! Seit 13 Jah­ren woh­ne ich in der sel­ben Woh­nung, in mei­nem Kiez Wed­ding. In den letz­ten 3–4 Jah­ren hat sich etwas ver­än­dert, vor dem Haus. Mitt­ler­wei­le bekom­me ich die Kri­se beim Gang zu den Müll­ei­mern. Rat­ten und Co füh­len sich bei uns wie zu Hau­se! Auf einer Müll­de­po­nie sieht es auf­ge­räum­ter aus!—wütend“. Auch Wed­ding­wei­ser-Lese­rin Ceci­lia Stick­ler ärgert sich seit vie­len Jah­ren über den Müll vor ihrer Haus­tür, dem Vin­eta­platz im Brun­nen­vier­tel. Vie­le Jah­re lang sam­melt sie dort schon den Müll auf, den ande­re ein­fach fal­len las­sen. Dafür hat sie zusam­men mit ande­ren Küm­me­rern im ver­gan­ge­nen Jahr den Umwelt­preis Mit­te ver­lie­hen bekom­men. Seit eini­ger Zeit nutzt sie auch rege die Ord­nungs­amt-App. „Das funk­tio­niert ganz pri­ma“, sagt Ceci­lia Stickler.

Was tun gegen den Müll?

Ob das nun eine kul­tu­rel­le Fra­ge ist oder damit zu tun hat, dass man im Wed­ding wegen der über­wie­gend noch nied­ri­gen Mie­ten öfter umzieht oder gern umde­ko­riert – der Müll ist da, das ist ein Fakt. Fakt ist, dass wir alle zu viel weg­wer­fen. Wer sich ertappt fühlt, kann gern bei den ambi­tio­nier­ten Wed­din­ger Pro­jek­ten nach­fra­gen, wie er das ändern kann. Das Baum­haus in der Gericht­sta­ße küm­mert sich zum Bei­spiel expli­zit um die Fra­ge der Müllvermeidung.

Cecilia Stickler beim Müllsammeln am Vinetaplatz. Foto: D. Hensel
Ceci­lia Stick­ler beim Müll­sam­meln am Vin­eta­platz. Foto: D. Hensel

Wir moder­nen Men­schen gehö­ren fast alle zum Pro­blem. Da soll­te es selbst­ver­ständ­lich sein, sei­ne eige­nen Gewohn­hei­ten zu über­prü­fen und auch ande­re freund­lich hin­zu­wei­sen, wenn das nötig ist. Und falls nichts mehr hilft, ist das Smart­phone heut­zu­ta­ge schnell bei der Hand – Foto gemacht, Dreck­ecke gemel­det, gut gemacht.

Die eige­ne Ver­ant­wor­tung wahr­zu­neh­men, Müll zu mel­den und zu ver­mei­den, wird das Pro­blem aber nicht lösen. Auch das, was wir Dienst­leis­tung nen­nen, muss immer wie­der ange­passt wer­den. Und wenn im Wed­ding ein Müll­schwer­punkt ist, muss hier auch die Stadt­rei­ni­gung öfter kom­men. Jüngst ist in die­sem Zusam­men­hang auch wie­der die Idee in die öffent­li­che Dis­kus­si­on ein­ge­bracht wor­den, den Sperr­müll wie in den 70er Jah­ren wie­der kos­ten­los durch die Stadt­rei­ni­gung abho­len zu las­sen. Aus Wed­din­ger Sicht wäre das ein wich­ti­ger Schritt.

PS: Wer hier gleich kom­men­tie­ren will, dass der Müll eine gute Bas­ti­on gegen die Gen­tri­fi­zie­rung sei, der sehe bit­te davon ab. Kei­ner im Wed­ding will, dass unse­re Kin­der auf den Spiel­plät­zen neben den Rat­ten spie­len müs­sen und kei­ner will in einem ver­müll­ten Stadt­teil leben!

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3 Comments

  1. Wir sind gera­de aus Fried­richs­hain in den Kiez gezo­gen – lei­der sah es da (Peters­bur­ger Platz) auch nicht bes­ser aus und in unse­rem Haus dort, sind die Müll­ber­ge auch kon­ti­nu­ier­lich gewach­sen. Lei­der Wed­ding-spe­zi­fi­sches Problem.

  2. Schaut Euch doch mal die Face­book-Grup­pe „Sperr­mül­ler“ an. Die gibt es seit Seprt­em­ber 2016. Dort kann man ganz ein­fach Mit­glied wer­den und dann dazu bei­tra­gen, dass das The­ma „Ver­mül­lung des Wed­ding“ wei­ter Öffent­lich­keit hat. Das „Hor­ror­album 1“ mit Sperr­müll­fun­den bis 14.6.2017 umfasst jetzt 1.012 Fotos. Es wur­de jetzt ein neu­es Gesamt­al­bum eröff­net, das lei­der auch wie­der schnel­ler als erhofft stark anwach­sen dürfte.

  3. „Kei­ner im Wed­ding will, dass unse­re Kin­der auf den Spiel­plät­zen neben den Rat­ten spie­len müs­sen und kei­ner will in einem ver­müll­ten Stadt­teil leben!“
    Die­ser stei­len The­se kann man ange­sichts der Müll­ber­ge wohl kaum zustim­men. Oder denkt hier einer, die Mit­bür­ger aus Zehlen­dorf oder Neu­kölln kämen extra mit ihrem Scheiß hierher??

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