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Im Wedding tragen die Kraniche keine Klunker

22. April 2017
Plakat unverblühmt Kulturexpedition April 2017. © georg+georg
Pla­kat unver­blühmt Kul­tur­ex­pe­di­ti­on April 2017. © georg+georg

Sie ist wie­der da, die unver­blümt Kul­tur­ex­pe­di­ti­on! Am 28. April fin­det die ers­te Expe­di­ti­on statt. Die­ses Mal gibt es Musik über den Dächer der Stadt – im “Klun­ker­kra­nich des Wed­ding”. Von dort aus zieht die unver­blüm­te Kara­wa­ne wei­ter von Kon­zert zu Konzert.

Eines der bekann­tes­ten und wahr­schein­lich auch mar­kan­tes­ten Gebäu­de im Wed­ding ist Kar­stadt am Leo­pold­platz. Doch wer hat sich, wenn nicht um sein Auto abzu­stel­len und sich anschlie­ßend in einen Shop­ping­rausch auf vier Eta­gen zu stür­zen, jemals auf das obe­re Park­deck des Gebäu­des bege­ben? Der Ort erin­nert an den Klun­ker­kra­nich in Neu­kölln. Im Gegen­satz zu sei­nem hip­pen Bru­der beher­bergt er jedoch weder Club, noch Gar­ten oder Strand­bar – nackt und unschein­bar kommt er daher, ganz ohne Klun­ker. Anläss­lich der ers­ten unver­blümt Kul­tur­ex­pe­di­ti­on in die­sem Jahr erwacht er für eine Stun­de zu neu­em Leben.

Alphorn auf dem Gipfel des Wedding

Anna Schubert mit ihrem Alphorn. Foto ©: Anna Schubert
Anna Schu­bert mit ihrem Alp­horn. Foto: © Anna Schubert

Am 28. April um 18.15 Uhr wird dort der Start­pfiff ertö­nen – in Form eines Blas­kon­zer­tes. Die Künst­le­rin Anna Schu­bert spielt jedoch kein gewöhn­li­ches Blech­blas­in­stru­ment. Sie beherrscht das „Han­dy der Hir­ten“, das Alp­horn. Es ist das Natio­nal­sym­bol der Schweiz und kann über 10 Kilo­me­ter weit gehört wer­den. Ver­mut­lich müsst ihr nun nur noch die Augen schlie­ßen und statt in win­di­ger Höhe auf einem Park­deck im Her­zen des Wed­dings, fühlt ihr euch plötz­lich auf einen Gip­fel in die Alpen versetzt.

Macht ihr nun mit geschlos­se­nen Augen noch einen Son­nen­gruß, so ist die Ent­span­nung kom­plett. Denn auch ein Yoga-Kurs soll hier, beglei­tet von den Klän­gen des Alp­hor­nes, statt­fin­den. Durch­ge­führt wird er von Ghost Yoga. Das „alter­na­ti­ve to a yoga stu­dio“ Yoga Stu­dio befin­det sich in einer ehe­ma­li­gen Fabrik­eta­ge in der Gericht­stra­ße 23. Im Ver­gleich zu den Yoga-Ange­bo­ten in zahl­rei­chen Fit­ness­stu­di­os und ande­ren kom­mer­zi­el­len Clubs der Stadt, wird auf Gemüt­lich­keit statt Wett­be­werb gesetzt. Hier könnt ihr die für euch pas­sends­ten Prak­ti­ken von Yoga bis Medi­ta­ti­on ent­de­cken und alle Übun­gen in eurem Tem­po machen oder ein­fach ent­spannt auf einer Yoga­mat­te der Musik lau­schen und in den Wed­din­ger Him­mel schauen.

Boule in der Turniner Straße

Ent­stresst und tie­fen­ent­spannt wird die unver­blüm­te Kara­wa­ne gegen 19 Uhr zum Boule­platz an der Naza­reth­kirch­stra­ße Ecke Turi­ner Stra­ße wei­ter­zie­hen. Nach dem zwei­ten Welt­krieg war der Wed­ding fran­zö­si­sche Besat­zungs­zo­ne und obwohl die Fran­zo­sen dadurch für die Wed­din­ger eine beson­de­re Rol­le ein­ge­nom­men haben, sind die Boule­plät­ze im Kiez wei­test­ge­hend unbe­kannt geblie­ben und fin­den in kei­nem Ber­li­ner Trend­ma­ga­zin Erwäh­nung. Also ist es nun an der Zeit mit Hil­fe der sport- und bewe­gungs­af­fi­nen Bau­fach­frau­en dem Spiel und vor allem dem Platz zu neu­er Beliebt­heit zu ver­hel­fen. Viel­leicht wer­den dem­nächst dann öfter mal Wed­din­ger die sil­ber­nen Kugeln vor der Neu­en Naza­reth­kir­che in der Abend­son­ne tan­zen lassen…

Piaf Royal. Foto: © Piaf Royal
Piaf Roy­al. Foto: © Piaf Royal

Und auch hier soll es musi­ka­li­sche Unter­stüt­zung geben. Sän­ge­rin Caro­li­ne du Bled und die Akkor­deo­nis­tin Sirid Heuts, gemein­sam Piaf Roy­al, sor­gen für noch mehr fran­zö­si­sches Fee­ling am hin­te­ren Leo­pold­platz. Die bei­den haben sich dem Lebens­werk Edith Piafs mit all sei­nen Facet­ten ver­schrie­ben. In dem abwechs­lungs­rei­chen Pro­gramm wer­det ihr Teil des Gesche­hens und erlebt haut­nah nicht nur die viel­fäl­ti­ge Musik, son­dern erfahrt auch Über­ra­schen­des und Berüh­ren­des aus dem Leben des „Spat­zen von Paris“.

Musik im Garten – funky!

Wei­ter geht es ab 20.20 Uhr auf dem Gelän­de des inter­kul­tu­rel­len Gemein­schafs­gar­tens him­mel­beet in der Ruhe­platz­stra­ße 12. Hier wird die Kul­tur- und Kon­zert­rei­he ihrem Namen gerecht und es fin­det ein unver­blüm­tes Gärt­nern mit fach­kun­di­ger Unter­stüt­zung der Mit­ar­bei­ter statt. Das him­mel­beet gehört mit zahl­rei­chen Aktio­nen für Kin­der und Jugend­li­che für vie­le inzwi­schen zum fes­ten Bestand­teil des Kiezes. Seit 2013 ver­bin­det es Gärt­nern mit der Inklu­si­on von Men­schen mit Behin­de­rung, Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten, The­men der Umwelt­bil­dung und gesun­der Ernäh­rung. Doch dem him­mel­beet geht es wie vie­len eta­blier­ten Ein­rich­tun­gen in Ber­lin, es muss um sei­nen Stand­ort ban­gen. Mehr über die aktu­el­le Situa­ti­on und Mög­lich­kei­ten der Unter­stüt­zung erfahrt ihr hier: Alarm­stu­fe Rot im him­mel­beet  und Him­mel­beet befürch­tet Kün­di­gung.

Turbine Treptow. Foto: © Turbine Treptow
Tur­bi­ne Trep­tow. Foto: © Tur­bi­ne Treptow

Auf der Tour könnt ihr euch selbst vom Kon­zept des him­mel­beets über­zeu­gen. Der Stein­ofen wird ange­feu­ert und es gibt Köst­lich­kei­ten aus Ofen und Gar­ten! Auch zwi­schen Sträu­chern, Kräu­tern und bun­ten Blu­men wird selbst­ver­ständ­lich für musi­ka­li­sche Unter­ma­lung gesorgt. Die seit 2011 musi­zie­ren­de und inzwi­schen acht­köp­fi­ge Band aus Ber­lin nennt sich Tur­bi­ne Trep­tow. So heißt sie nicht etwa, weil ihre Mit­glie­der dort ver­wur­zelt oder zu Hau­se sind, son­dern gera­de des­halb, weil nie­mand irgend­ei­nen Bezug zu Trep­tow hat.

Die Band hat­te ihren Pro­be­raum mal im Fried­richs­hain und war damals der fes­ten Über­zeu­gung, er lie­ge in Trep­tow. So oder so ähn­lich kam es wohl zu dem Namen. Mit melo­di­ös bis fun­kig gepräg­ten Vocals, gepuscht von einer Blä­ser­sec­tion, fun­ki­gen Gitar­ren­sounds, kna­cki­gen Beats von Bass und Schlag­zeug, ange­rei­chert mit uner­war­te­ten Breaks und har­mo­ni­schen Spiel­ar­ten bringt die Tur­bi­ne ihr viel­fäl­ti­ges und tanz­ba­res Pro­gramm auf die Büh­ne. Unterm Ster­nen­him­mel wird sie mit einem Akus­tik-Set zu hören sein und die unver­blüm­te Kul­tur­ex­pe­di­ti­on aus­klin­gen lassen.

Der Ein­tritt ist wie immer frei! Mehr und aktu­el­le Infos gibt es auf der Face­book-Sei­te von unver­blümt

Text: Anna Lind­ner, Fotos: Pro­mo, georg+georg (Cre­dits direkt bei den Fotos)

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