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Bundestagswahl 2017: Im Gespräch mit Eva Högl

3. April 2017
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Eva Högl
Eva Högl (SPD)

Inter­view Das Gespräch mit Eva Högl beginnt mit den Wor­ten: “Den Wed­ding­wei­ser lese ich täg­lich”. Die erfah­re­ne Abge­ord­ne­te der SPD bit­tet, für das Inter­view Platz zu neh­men und beginnt umge­hend zu reden. Sie will viel unter­brin­gen in den weni­gen Minu­ten, es sind sehr vie­le poli­ti­sche The­men, die sie umtrei­ben. Doch am Ende bleibt sie rea­lis­tisch: “Na, sehen Sie mal zu, was Sie dar­aus machen.” Hier die Ant­wor­ten, die einem Gespräch mit Eva Högl zu ihrer Arbeit im Bun­des­tag ent­stam­men. (Hier zum Inter­view mit Özcan Mut­lu von den Grü­nen vom 22. März und zum Inter­view mit Ste­phan Rau­hut von den Lin­ken vom 8. Mai).

Frau Högl, wel­che The­men trie­ben Sie als stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der SPD im aktu­el­len Bun­des­tag beson­ders um?

Eva Högl: Für mich als Abge­ord­ne­te ist es wich­tig, mich für Ber­lin-Mit­te kom­pe­tent und enga­giert ein­zu­set­zen. Ich will den Wahl­kreis im Bun­des­tag gut ver­tre­ten, was in die­ser Legis­la­tur­pe­ri­ode beson­ders gut gelingt, weil die Din­ge, die in Mit­te pas­sie­ren, typisch für das gan­ze Land sind.

Ein wich­ti­ges Stich­wort ist für mich der sozia­le Zusam­men­halt und die Viel­falt in unse­rer Gesell­schaft. Ich den­ke dabei auch an die vie­len Men­schen, die bei uns Schutz und Sicher­heit suchen. Es geht hier um die Fra­ge, wie orga­ni­sie­ren wir ein gutes Zusam­men­le­ben mit denen, die schon lan­ge hier leben und denen, die neu zu uns kom­men. Ich ste­he für eine huma­ni­tä­re Flüchtlingspolitik.

Die SPD ist auf Bun­des­ebe­ne – auch auf­grund Ihrer Mit­ar­beit – das The­ma Miet­stei­ge­run­gen ange­gan­gen. Was bleibt noch zu tun?

Eva Högl
Eva Högl (SPD) im Inter­view mit dem Wed­ding­wei­ser 2013. Foto: Juli­en Crinier.

Eva Högl: Wir müs­sen noch viel mehr für Mie­te­rin­nen und Mie­ter tun. Ich set­ze mich dafür ein, die Miet­preis­brem­se zu schär­fen. Zum Bei­spiel: Ver­mie­ter müs­sen die neu­en Mie­ter über das Miet­ver­hält­nis der Vor­mie­ter infor­mie­ren. Die­ser Punkt war mit der Frak­ti­on von CDU/CSU nicht mög­lich. Ein Pro­blem ist auch, dass Ver­mie­ter häu­fig Moder­ni­sie­run­gen nut­zen, um ein­fach Miet­erhö­hun­gen durch­zu­set­zen. Hei­ko Maas, der Jus­tiz­mi­nis­ter, und ich haben dafür maß­geb­lich das Mie­ten­pa­ket II aus­ge­ar­bei­tet. Ich hof­fe, hier in einem neu­en Bun­des­tag mit ande­ren Mehr­hei­ten die­ses Mie­ten­pa­ket II durchzubringen.

Aber es gibt da noch etwas.

Was wäre das?

Eva Högl: Wir müs­sen auch an die sozia­len Trä­ger den­ken. Wenn die­se zum Bei­spiel Woh­nun­gen an betreu­te Jugend­li­che, an psy­chisch Kran­ke oder an Woh­nungs­lo­se ver­mie­ten, dann greift im Moment das regu­lä­re Gewer­be­miet­recht. Aber damit wir es schaf­fen, im Bezirk Mit­te sozia­le Trä­ger zu hal­ten, brau­chen wir im Miet­recht beson­de­re Rege­lun­gen für sozia­les Gewer­be – vor allem einen stär­ke­ren Kün­di­gungs­schutz. Aber auch dafür brau­chen wir ande­re Mehr­hei­ten im deut­schen Bundestag.

Wer­den Woh­nungs­bau-Genos­sen­schaf­ten beim The­ma Mie­ten vergessen?

Eva Högl: Klar ist: wir brau­chen mehr Woh­nun­gen. Vor allem brau­chen wir weni­ger anony­me groß­ka­pi­ta­lis­ti­sche Inves­to­ren und dafür viel mehr Selbst­ver­wal­tung oder kom­mu­na­le Unter­neh­men. Die­se brau­chen güns­ti­ge Kre­di­te. Mein Kol­le­ge Klaus Min­drup aus Pan­kow, seit 2013 für die SPD im Bun­des­tag, arbei­tet sehr inten­siv am The­ma Genos­sen­schaft. Genos­sen­schaf­ten sind ein gutes Modell.

Bau­grup­pen sind an die­ser Stel­le auch zu nen­nen. Die wer­den oft von Men­schen mit nor­ma­len Ver­diens­ten gegrün­det, das sind nicht alles Großverdiener.

Auch kol­lek­ti­ve Bau­for­men wie die nicht gewinn­ori­en­ter­te Initia­ti­ve ps.wedding, die im Brun­nen­vier­tel aus dem Dies­ter­weg-Gym­na­si­um ein sozia­les Zen­trum machen will, fin­de ich interessant.

Wel­che poli­ti­schen The­men ver­fol­gen sie, auch wenn die es nicht immer die Schlag­zei­len schaffen?

Eva Högl
Eva Högl (SPD) auf einer Par­tei­ver­an­stal­tung 2015. Foto: And­rei Schnell

Eva Högl: Ein The­ma, das mich nicht mehr los­lässt, ist der Rechts­extre­mis­mus. Das ist mein The­ma – pri­vat und poli­tisch. Men­schen­feind­lich­keit und Ras­sis­mus gehö­ren nicht in unse­re Gesell­schaft. Als enga­gier­te Frau­en­recht­le­rin set­ze ich mich zudem für die Lohn­gleich­heit zwi­schen Män­nern und Frau­en ein. Auch bes­se­re Rech­te für Schwu­len und Les­ben sind mir sehr wich­tig. Die Ehe für alle ist längst über­fäl­lig. Poli­tik lebt von Ver­trau­en. Und Ver­trau­en setzt Trans­pa­renz vor­aus. Des­we­gen set­ze ich mich ein für mehr Trans­pa­renz – dazu gehört ein ver­bes­ser­tes Lob­by­re­gis­ter und die Offen­le­gung der Ein­künf­te und Neben­ver­diens­te von Abgeordneten.

Hintergrundinformationen

Eva Högl ist stell­ver­tre­ten­de Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der SPD. Sie führ­te den Vor­sitz im Unter­su­chungs­aus­schuss zum Fall Sebas­ti­an Edathy. Im NSU Unter­su­chungs­aus­schuss war sie stell­ver­tre­ten­des Mit­glied. Sie ist Mit­glied in zahl­rei­chen Organisationen.

Eva Högl wur­de 1969 in Osna­brück gebo­ren. Dort stu­dier­te und pro­mo­vier­te sie Jura. Heu­te lebt sie im Spren­gel­kiez. Über die Arbeit im Vor­stand der Jusos (Jugend­or­ga­ni­sa­ti­on der SPD) rück­te sie in den Bun­des­vor­stand der SPD auf.

Bei der Wahl 2013 nahm Eva Högl für die SPD 28,2 Pro­zent der Wäh­ler für sich ein. Damit gewann sie das Direkt­kan­di­dat für den Deut­schen Bun­des­tag. Aktu­ell ist der Wahl­kreis 75 durch Eva Högl (SPD), Phil­ipp Lengs­feld (CDU) und Özcan Mut­lu (Grü­ne) ver­tre­ten; die bei­den letzt­ge­nann­ten zogen über die Lis­te in den Bun­des­tag ein.

Ter­min für die Bun­des­tags­wahl 2017 ist der 24. Sep­tem­ber. Der Wahl­kreis 75 ist iden­tisch mit dem Bezirk Mitte.

Wahl­er­geb­nis­se 2013: Eva Högl für SPD 28,2 Pro­zent, Phil­ipp Lengs­feld für CDU 23,9 Pro­zent, Özcan Mut­lu für Grü­ne 18,4 Pro­zent und Klaus Lede­rer für Lin­ke 16,7 Prozent.
Wahl­er­geb­nis­se 2009: Eva Högl für SPD 26 Pro­zent, Chris­ti­an Bur­holt für CDU 22 Pro­zent, Wolf­gang Wie­land für Grü­ne 21,5 Pro­zent und Klaus Lede­rer für Lin­ke 19,1 Prozent.
Wahl­er­geb­nis­se 2005: Jörg-Otto Spil­ler für SPD 41,9 Pro­zent, Vol­ker Lie­pelt für CDU 23,2 Pro­zent, Wolf­gang Wie­land für Grü­ne 13,9 Pro­zent und Tobi­as Schul­ze für Lin­ke 13,8 Prozent.

Diagramm Wahlergebnisse
Ergeb­nis­se der Bun­des­tags­wah­len im Wahl­kreis 75 (Ber­lin Mit­te). Gra­fik: And­rei Schnell

Wei­te­re Inter­views: Den Wahl­kreis 75 direkt gewin­nen will auch Özcan Mut­lu: Gespräch mit Özcan Mut­lu am 22. März, und Ste­phan Rau­hut: Gespräch mit Ste­phan Rau­hut am 8. Mai.
Inter­view und Fotos: And­rei Schnell

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

2 Comments

  1. Gab es nicht so etwas wie ” fake news ” ??,:-) lie­ber Andrej

    Und jetzt auch fake news im Weddingweiser:

    Eva Högl wur­de 1969 in einer Klein­stadt in der Nähe von Olden­burg geboren. 

    Osna­brück eine Klein­stadt bei Oldenburg ??

    Eva Alex­an­dra Ingrid Irm­gard Anna Högl[1], gebo­re­ne Kamp­mey­er, (* 6. Janu­ar 1969 in Osna­brück) ist eine Poli­ti­ke­rin der SPD, seit 2009 Mit­glied des Deut­schen Bun­des­ta­ges und zur­zeit stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der SPD-Bundestagsfraktion

    aus:http://neu.blog.eva-hoegl.de/lebenslauf/

    Was das Lob­by­re­gis­ter betrifft, wie lan­ge hat es gedau­ert bis die SPD Bun­des­tags­frak­ti­on der not­wen­di­ge Trans­pa­renz bei den Besu­cher­aus­wei­sen der Lob­by­is­ten im Bun­des­tag zuge­stimmt hat ??

    http://www.tagesspiegel.de/politik/zugang-zum-parlament-die-staerksten-lobbyisten-im-bundestag-sind-die-parteien/12659964.html

    Und da muß­te erst der Tages­spie­gel klagen:
    http://www.tagesspiegel.de/politik/lobbyismus-bundestag-legt-inhaber-von-hausausweisen-offen/12651324.html

    Das Eva Högl maß­geb­lich am Lob­by­is­ten Geset­zes­ent­wurf betei­ligt ist ist super, aber viel­leicht kann sie es auch errei­chen, dass die SPD Abge­ord­ne­ten sich auch trans­pa­ren­ter dar­stel­len, denn sie ist eben­falls trans­pa­ren­cy Mitglied

    Sie­he:

    Ulrich Kel­ber:

    http://www.ulrich-kelber.de/glaesernermdb/index.html

    der sogar sei­ne Lob­by­is­ten Gesprä­che veröffentlicht!!!

    Und hier noch etwas aus dem Jahr 2008:

    https://www.bundestag.de/blob/412418/f0db72d3e2f6c7b651aadd0751b4541d/wd‑3–252-08-pdf-data.pdf

    Nun ja in eini­gen Län­dern wie Deutsch­land muß man fast Jahr­zehn­te Löcher in die Bret­ter boh­ren, damit man irgend­wann Licht sieht.
    Dem­zu­fol­ge hat unser Land die schwächs­te und kür­zes­te Lob­by­is­ten­re­ge­lung im Ver­glich zu den ande­ren im Ver­zeich­nis aud´fgeführten Ländern.

    Was für ein Glück, dass es noch den Tages­spie­gel gibt, wie auch bereits 2012:

    http://www.tagesspiegel.de/politik/informationsfreiheit-bundestag-klagt-gegen-transparenz/6106300.html

    oder auch hier:

    http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2017/01/berlin-brandenburg-ovg-entscheid-zu-auskunftspflicht-ueber-boehmermann.html

    Und was uns als Bür­ger betrifft, da gibt es zum Glück auch noch:

    https://fragdenstaat.de/
    https://transparenzklagen.de/
    https://transparenzklagen.de/hintergrund/

    Las­sen wir uns ein­mal überraschen!!

    .

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