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Weddinger Kinderfarm wird geräumt

6. Juni 2016
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Kinderfarm PonyhofHigh-noon im Wed­ding: Am 20. Juni soll die Kin­der­farm geräumt wer­den. Und kei­ner weiß, wie es aus­geht. So rich­tig wohl fühlt sich Jugend­stadt­rä­tin Sabi­ne Smen­tek nicht in ihrer Haut. Auch des­halb wird sie am 20. Juni ande­re Ter­mi­ne wahr­neh­men. Sie will nicht mit­er­le­ben müs­sen, wie eine Gerichts­voll­zie­he­rin nebst einem Vete­ri­när ver­su­chen wer­den, die Wed­din­ger Kin­der­farm in der Luxem­bur­ger Stra­ße in den Besitz des Bezirks rück­über­füh­ren zu wol­len. Räu­men wird das im Amts­deutsch genannt.

Was in die­sem Fal­le nichts ande­res heißt, dass erst ein­mal nur die Schlös­ser aus­ge­wech­selt und Befes­ti­gun­gen ver­stärkt wer­den, damit in nächs­ter Zeit kein Unbe­fug­ter auf das Gelän­de kann.

Sabi­ne Smen­tek (SPD) ist des­we­gen nicht ganz wohl, weil sich die Räu­mung gegen einen Trä­ger rich­tet, des­sen Arbeit im Wed­ding mehr als nur geschätzt wird. Mehr als 33 Jah­re lang haben Farm­chef Sig­fried Küh­bau­er und sei­ne inzwi­schen 60 Tie­re dafür gesorgt, dass Groß­stadt­kin­der zum ers­ten Mal in ihrem Leben mit ech­ten Vier­bei­nern oder leben­dem Feder­vieh in Berüh­rung kamen, dass sie im Umgang mit den Tie­ren gelernt haben, für ande­re Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und sich an Regeln zu halten.

Und hier liegt aus Sicht der Jugend­stadt­rä­tin eben auch der Hase im Pfef­fer. Denn Küh­bau­er und sei­ne Ver­eins­ge­nos­sen haben sich selbst nicht an die Regeln gehal­ten, denen jeder sozia­le Trä­ger unter­liegt: Er muss über das Geld, das ihm vom Bezirk (und damit vom Steu­er­zah­ler) zum Betrieb sei­ner Ein­rich­tung anver­traut wird, Buch füh­ren und am Ende des Jah­res abrech­nen. Bis 2013 habe das, so Bezirks­stadt­rä­tin Smen­tek, auch immer ganz gut geklappt. Erst als die Kin­der­farm sich wei­ger­te, die Abrech­nung für das Jahr 2013 vor­zu­le­gen, fing der Ärger an. Mehr­fach wur­de der Abga­be­ter­min ver­län­gert, mehr­fach dem Ver­ein ange­bo­ten, ihm beim Füh­ren der Bücher unter die Arme zu greifen.

Peggy und Mini
Peg­gy und Mini

Den­noch wur­den auch für das Jahr 2014 noch ein­mal 170.000 Euro über­wie­sen. Immer in der Hoff­nung, dass die Kin­der­far­mer irgend­wann ihren buch­hal­te­ri­schen Ver­pflich­tun­gen nach­kom­men würden.
Stand jetzt: Der Bezirk for­dert die Zuwen­dun­gen von 2014 zurück, der Ver­ein hat dage­gen geklagt. Im März 2015 schließ­lich wur­den alle Zuwen­dun­gen gestoppt, seit­dem über­lebt die Kin­der­farm haupt­säch­lich durch Spen­den. Und am 20. Juni wird geräumt. Der Nach­fol­ger steht schließ­lich schon in der Start­lö­chern: Der Ver­ein Kin­der­b­un­ter Bau­ern­hof. Die Jugend­stadt­rä­tin hofft, dass sie sich mit dem Ver­ein Wed­din­ger Kin­der­farm schnell über den Ver­bleib der 60 Tie­re eini­gen kann, die den Far­mern gehö­ren. Die hät­ten vier Wochen Zeit zu ent­schei­den, was mit Pony, Gans & Co. pas­siert. Geld für neue Tie­re hat der Bezirk Mit­te vor­sichts­hal­ber schon mal zurückgelegt.

Autor: Ulf Teichert

Die­ser Arti­kel erschien zuerst im Ber­li­ner Abendblatt. 

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