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Wiesenburg soll als Ort für Flüchtlingsunterkünfte verhindert werden

14. März 2016
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Wahrzeichen der Wiesenburg ist der Schornstein. Foto: Wiesenburg e.V.
Wahr­zei­chen der Wie­sen­burg ist der Schorn­stein. Foto: Wie­sen­burg e.V.

Rein in die Kar­tof­feln, raus aus den Kar­tof­feln – so unent­schie­den müs­sen sich der­zeit all jene füh­len, denen die Zukunft der Wie­sen­burg als Kul­tur­ort etwas bedeu­tet. Was vor allem dar­an liegt, dass kom­plett unklar ist, ob dort dem­nächst eine MUF, eine Modu­la­re Unter­kunft für Flücht­lin­ge, errich­tet wird. Oder eben nicht. Auf der aktu­ells­ten Lis­te des Senats jeden­falls ist der Stand­ort Wie­sen­stra­ße wie­der auf­ge­führt. Eine Tat­sa­che, die für ent­spre­chen­de Unru­he sorgt.

Und nun auch Mit­tes Bezirks­bür­ger­meis­ter, Dr. Chris­ti­an Han­ke, dazu nötig­te, sich zu erklä­ren. „Ich habe kein Inter­es­se, dass uns durch eine MUF die Ent­wick­lung der Wie­sen­burg zer­stört wird“, beton­te Han­ke bei einem Pres­se­ge­spräch. Und schob gleich­zei­tig ein gro­ßes Aber hin­ter­her: Die Wie­sen­stra­ße kom­me dann von der Lis­te, wenn der Bezirk Alter­na­ti­ven benen­nen kann. Kann er aber nicht! Noch nicht, wie Han­ke betont, denn bei jeder Fahrt durch den Bezirk schaue er nach mög­li­chen Stand­or­ten und stel­le sich die Fra­ge: „Kann man hier Con­tai­ner oder MUFs hinstellen?“

Dass Han­ke in die­ser Fra­ge eher wie ein Getrie­be­ner wirkt, hat sei­ne Grün­de. Als Fol­ge der frü­he­ren Immo­bi­li­en­po­li­tik muss­te sich Mit­te in den zurück­lie­gen­den Jah­ren von vie­len Gebäu­den und Grund­stü­cken tren­nen, die nicht genutzt wor­den sind. Fol­ge ist, dass der Bezirk über so gut wie gar kei­ne Reser­ven mehr ver­fügt. Gleich­zei­tig aber sol­len noch in die­sem Jahr 2.500 Flücht­lin­ge in Con­tai­nern und MUFs unter­ge­bracht wer­den. Das bedeu­tet bei geplan­ten 500 Men­schen pro Unter­kunft fünf Stand­or­te. Und obwohl Han­ke beton­te, dass er die Linie des Senats teilt, feh­le ihm „die Fan­ta­sie, wie ich auf fünf Stand­or­te kom­me“. Des­halb habe er mit Finanz­se­na­tor Mat­thi­as Kol­latz-Ahnen ver­ab­re­det, dass der Bezirk auch klei­ne­re Grund­stü­cke anbie­ten kön­ne als eigent­lich vor­ge­se­hen. Dazu gehört unter ande­rem der lan­des­ei­ge­ne Park­platz hin­ter dem Haus der Sta­tis­tik am Alexanderplatz.

“Wir über­le­gen aber auch”, so Han­ke, “ob wir die eine oder ande­re Grün­flä­che, die durch man­geln­de Pfle­ge in schlech­tem Zustand ist, tem­po­rär für Con­tai­ner nut­zen kön­nen.“ Mög­li­che Stand­or­te woll­te aber Han­ke nicht nen­ne. Wohl, um sich –­ vor­erst jeden­falls – den vor­her­seh­ba­ren Streit mit Natur­schüt­zern zu erspa­ren. Streit hat der Bezirks­bür­ger­meis­ter den­noch schon jetzt zu befürch­ten. Und zwar mit dem Ber­li­ner Schau­stel­ler­ver­band. Der kri­ti­siert Plä­ne, am Zen­tra­len Ber­li­ner Fest­platz eine Flä­che für Con­tai­ner oder MUFs aus­zu­wei­sen. „Genug Platz wäre da“, mein­te Han­ke, „dort auch trotz einer tem­po­rä­ren Flücht­lings­un­ter­kunft wei­ter­hin Volks­fes­te zu ver­an­stal­ten“. Was ihn an die­sem Are­al schon eher stört, ist die Tat­sa­che, dass es alles ande­re als zen­tral ist. „Das ist“, so Han­ke, „nicht wirk­lich geeig­net, weil es über­haupt kei­ne Anbin­dung an den Stadt­teil gibt.“ Doch getreu dem Mot­to „In der Not frisst der Teu­fel Flie­gen“ ist das Bezirks­ober­haupt bereit, Kom­pro­mis­se ein­zu­ge­hen, um die Wie­sen­burg als Stand­ort für eine Flücht­lings­un­ter­kunft zu verhindern.

Vor­schlä­ge für freie Grund­stü­cke nimmt das Bezirks­amt bestimmt jeder­zeit gern entgegen.

Autor: Ulf Teichert

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1 Comment

  1. Na – wenn es so ist “Was ihn an die­sem Are­al schon eher stört, ist die Tat­sa­che, dass es alles ande­re als zen­tral ist.” wäre doch ein ers­ter Schritt, den “zen­tra­len” Fest­platz zumin­dest umzubenennen.
    Für die Ber­li­ner war er doch immer zen­tral genug! War­um dann nicht auch für die Flüchtlinge ??
    Wäre auf jeden Fall ein ers­ter Schritt, auch Unter­künf­te im sog. Out­back einzurichten!!
    Ich sehe abso­lut nicht ein, war­um die Flücht­lin­ge MITTEN in der Stadt (z.B. Tem­pel­ho­fer Feld) unter­ge­bracht wer­den müs­sen! Alle haben doch einen BVG-Fahr­schein und aus­ser­dem nichts zu tun (Bahn­fah­ren wäre doch auch ein Zeitvertreib!)

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