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BVG, S‑Bahn & Co. :
Umsteigen im Wedding

Treppauf, treppab: Wo ihr beim Umsteigen besonders häufig nur die Rücklichter von Bussen und Bahnen seht.
8. November 2019
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Über den ÖPNV kann man sich oft ärgern. Über­füll­te Fahr­zeu­ge, Ver­spä­tun­gen, Zug­aus­fäl­le, unan­ge­neh­me Mit­rei­sen­de, zu hohe Fahr­prei­se. Aber auch das Umstei­gen bringt vie­le Zeit­ver­lus­te. An wel­chen Stel­len im Wed­ding ist das Umstei­gen bequem und gut gelöst? Und wo könn­te, ja müss­te, drin­gend nach­ge­bes­sert werden?

Leopoldplatz

Unter der Erde ist es nahe­zu per­fekt. Die bei­den U‑Bahnsteige kreu­zen sich im rech­ten Win­kel, brei­te Trep­pe hoch oder brei­te Trep­pe run­ter. Oben und unten kön­nen die U‑Bahn-Fah­rer sogar sehen, ob auf der ande­ren Ebe­ne gera­de ein Zug ein­fährt.  Schwie­rig wird es nur, wenn man vom einen Sei­ten­bahn­steig der U6 auf den ande­ren will. Da muss man dann ent­we­der run­ter zur U9 oder rauf auf die Straße.

Vie­le Bus­se begin­nen oder enden am Leo­pold­platz. An nur zwei über Eck gele­ge­nen Hal­te­stel­len­po­si­tio­nen tref­fen sich hier die Lini­en 120, 142, 147, 221, 247 und 327. Dadurch ist das Umstei­gen meist sehr bequem, außer wenn man zum 120er Rich­tung Hbf./Moabit möch­te, der auf der ande­ren Sei­te der Mül­lerstra­ße abfährt.

Kurz­ur­teil: Für die meis­ten Fahr­gäs­te gut gelöst

Osloer Straße

Auch hier kreu­zen sich zwei U‑Bahnlinien unter­ir­disch. Lei­der ist es klaus­tro­pho­bisch eng, es gibt nicht so eine offe­ne Umstei­ge­si­tua­ti­on wie am Leo­pold­platz. Nur Ken­ner wis­sen auf Anhieb, wel­che Trep­pe sie wäh­len müs­sen. Alle ande­ren irren erst ein­mal her­um. Das rie­si­ge Zwi­schen­ge­schoss ist ein Ron­dell, von dem aus die (wirk­lich vie­len) Aus­gän­ge zu Bus und Tram erreich­bar sind.  Zur Tram (M13, 50) in Rich­tung Virch­ow-Kli­ni­kum gibt es einen eige­nen U‑Bahnausgang, den man im Zwi­schen­ge­schoss leicht über­sieht. Auch hier gilt: Wer sich aus­kennt, hat hier akzep­ta­ble Umstei­ge­we­ge, obwohl die Anla­ge sehr kom­plex ist. Schließ­lich begin­nen oder enden an drei ober­ir­di­schen Bus­hal­te­stel­len auch noch die Lini­en 128, 150, 255. Wofür die BVG nichts kann ist, dass hier auf die­sem Auto­bahn­zu­brin­ger Tag und Nacht der Auto­ver­kehr fast unab­läs­sig strömt.

Kurz­ur­teil: Ange­sichts der Kom­ple­xi­tät und der Ver­kehrs­men­ge akzeptabel

Gesundbrunnen

Kebap House im Bahnhof Gesundbrunnen.
Bahn­hof Gesund­brun­nen. Foto: And­rei Schnell

Wer zur tiefst­ge­le­ge­nen U‑Bahnstation Ber­lins der Linie U8 umstei­gen möch­te, muss lan­ge Trep­pen in Kauf neh­men. Wei­ter oben gibt es dafür S‑Bahnen (S1, S2, S25, S41, S42), Regio­nal­bah­nen und sogar Inter­ci­ty-Züge und ICEs. So viel Ange­bot gibt es sonst nir­gends im Wed­ding. Dage­gen nimmt sich die ein­zi­ge Bus­li­nie, der 247er, regel­recht beschei­den aus. Sie hat aber als Beson­der­heit zwei neben­ein­an­der lie­gen­de Hal­te­stel­len vor dem Bahn­hofs­ge­bäu­de, für jede Rich­tung eine. So kom­plex die Anla­ge auch ist: Beim Umstei­gen muss man nie an einer Ampel über eine Stra­ße – und das ist doch schon mal was. Und nass wird man dank des (aller­dings ziem­lich zugi­gen) Emp­fangs­ge­bäu­des auch nicht mehr.

Kurz­ur­teil: Lan­ge Wege las­sen sich beim Umstei­gen hier nicht vermeiden

Osloer Str./Prinzenallee

Hier trifft die wich­ti­ge Stra­ßen­bahn­stre­cke der M13/50 auf die nicht weni­ger wich­ti­ge Metro­bus­li­nie M27, die auf der quer ver­lau­fen­den Prin­zen­al­lee ver­kehrt. Wege über Ampeln las­sen sich daher nicht ver­mei­den, und dass es sich meis­tens unan­ge­nehm anfühlt, liegt weni­ger an der BVG, son­dern vor allem am per­ma­nen­ten Ver­kehrs­strom auf bei­den Hauptverkehrsstraßen.

Kurz­ur­teil: Nicht wirk­lich verbesserungsfähig

Pankstraße

Eigent­lich ist das Umstei­gen hier ganz gut gelöst. Vom Zwi­schen­ge­schoss des Bahn­hofs gehen zwei Trep­pen nach oben, eine führt zur Bus­hal­te­stel­le des M 27 Rich­tung Jung­fern­hei­de, die ande­re zum M 27 Rich­tung Pan­kow. Nur: Muss es hier so lieb­los, so siffig, so unan­ge­nehm sein? An die­ser Sta­ti­on ist alles grau, schmud­de­lig und wenig ein­la­dend. Hier müss­te die BVG Geld in die Hand neh­men und ein Rei­ni­gungs­kon­zept ent­wi­ckeln, damit das Umstei­gen hier ein biss­chen mehr Spaß macht. Und ein Fahr­stuhl fehlt auch!

Kur­ur­teil: Das Umstei­gen ist gut gelöst, aber unangenehm

Bahnhof Wedding

Schriftzug an der S-BahnAls die Ring­bahn bis 2002 wie­der auf­ge­baut wur­de, ver­schob man den S‑Bahnhof Wed­ding in Rich­tung Wes­ten. So kann man heu­te direkt von der Bahn­stei­ge­be­ne auf den Mit­tel­strei­fen der Mül­lerstra­ße kom­men, wo der (alte) U‑Bahneingang zur U6 erreicht wird. Es ist an alles gedacht, Fahr­stüh­le und eine Roll­trep­pe zur S‑Bahn, aber irgend­wie merkt man, dass die Pla­nung nicht aus einem Guss ist. Die viel zu schma­le U‑Bahntreppe führt auf eine leicht anstei­gen­de Ram­pe zum Bahn­via­dukt, wo man bei Regen nass wird und aus­rutscht. Was auch nervt: Oft sind Fahr­stüh­le oder die Roll­trep­pe defekt, und dann wird das Umstei­gen hier, wo wirk­lich vie­le Men­schen sind, schnell zur Qual. Viel­leicht könn­te man dem Gan­zen ein Bahn­hofs­ge­bäu­de spendieren?

Kurz­ur­teil: Hier muss noch mal nach­ge­bes­sert werden

Seestraße

U-bahnhof SeestraßeJahr­zehn­te­lang wur­de hier impro­vi­siert, und das Ergeb­nis ist  wenig erfreu­lich. Aus dem einst vier­glei­si­gen End­bahn­hof von 1923 ist spä­ter eine Hal­te­stel­le mit zwei Bahn­stei­gen gewor­den. Viel zu weni­ge, schma­le Trep­pen füh­ren auf die engen Bür­ger­stei­ge der auto­ge­rech­ten Mül­lerstra­ße. Umstei­gen zur Tram geht nur auf der west­li­chen Sei­te des U‑Bahnhofs, die im Moment bau­be­dingt auch den ein­zi­gen Bahn­steig bie­tet. Alles ist eng, schmud­de­lig und nicht für die vie­len Tau­send Umstei­ger aus­ge­legt, die sich hier inzwi­schen tum­meln. Noch schlim­mer ist es, wenn man ein­fach nur in die Kieze nörd­lich der See­stra­ße gehen möch­te. Da muss man mit­un­ter meh­re­re Minu­ten lang auf kur­ze Grün­pha­sen für Fuß­gän­ger war­ten, um die Mons­ter­kreu­zung Seestraße/Müllerstraße zu über­que­ren. Auf­zü­ge feh­len im Moment noch kom­plett, auch das Umstei­gen zu den Bus­sen 120 oder 106 ist sub­op­ti­mal gelöst. Wer Pech hat und im Berufs­ver­kehr umstei­gen muss, wird die­sen Bahn­hof nur als stres­sig empfinden.

Kurz­ur­teil: Eine his­to­risch beding­te Zumu­tung für Fahr­gäs­te. Hier muss aber auch die Stra­ße umge­stal­tet werden!

Reinickendorfer Straße

Auch an die­ser Kreu­zung ist das Auto König. Kur­ze Grün­pha­sen für Fuß­gän­ger, die vom wich­ti­gen Bus M 27 zur U 6 umstei­gen wol­len, machen das Umstei­gen schwe­rer als nötig. Denn bis zum U‑Bahneingang sind es mehr als 100 Meter von der Bus­hal­te­stel­le, auf denen es auch kei­nen Wit­te­rungs­schutz gibt. Das alles ist zwar his­to­risch gewach­sen, aber gern umstei­gen dürf­te hier wohl niemand.

Kurz­ur­teil: Fuß­gän­ger­freund­lich sieht anders aus

Amrumer Straße

Die U‑Bahneingänge die­ser Nach­kriegs­sta­ti­on sind auf die Beuth Hoch­schu­le und das Virch­ow-Kli­ni­kum aus­ge­rich­tet. Beim Umstei­gen in die Bus­se 142 oder 221 ver­liert man wenig Zeit. Nur wer Rich­tung Nor­den fah­ren will, muss über eine Ampel gehen. Ins­ge­samt ein ange­neh­mes Umstei­gen an der Amru­mer Straße!

Kurz­ur­teil: Für die meis­ten sehr gut gelöst

Kurt-Schumacher-Platz

Der Bahn­hof der U 6 liegt zwar knapp in Rei­ni­cken­dorf, ist aber ein wich­ti­ger Kno­ten­punkt für Fahr­gäs­te aus dem nörd­li­chen Wed­ding. Er ist ganz aufs Umstei­gen aus­ge­legt: Die eine Trep­pe führt zu allen Bus­sen Rich­tung Nor­den und Osten, die ande­re Trep­pe zu allen Bus­sen Rich­tung Süden, Wes­ten und zum Flug­ha­fen Tegel. Es kann aller­dings ganz schön chao­tisch wer­den, weil es für alle Lini­en einer Rich­tung nur einen Bord­stein gibt. Da stau­en sich manch­mal die Bus­se, so vie­le fah­ren hier ab. Vie­le gepäck­be­la­de­ne Flug­ha­fen-Umstei­ger kom­men sich mit den Ein­hei­mi­schen in die Que­re – Rad­fah­rer und Bus­fahr­gäs­te. Ins­ge­samt gibt es hier eine durch­dach­te und kom­for­ta­ble Umstei­ge­si­tua­ti­on – außer wenn man den neu­en Auf­zug nut­zen muss, der in der Mit­tel­in­sel liegt und nur mit einer eige­nen Ampel erreicht wer­den kann.

Kurz­ur­teil: Hier wur­de ein guter Kno­ten­punkt konzipiert. 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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