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GESCHLOSSEN: Michele – Feinkost und Fremdsprachen: Darf es ein wenig Toskana sein?

19. Februar 2015
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Michael Schaller im Michele.
Micha­el Schal­ler im Michele.

Micha­el Schal­ler träumt von Ita­li­en. Schon als Jugend­li­cher begeis­ter­te er sich für die Mit­tel­meer­re­gi­on. Er lern­te die Spra­che, er ver­lieb­te sich in eine Ita­lie­ne­rin und hei­ra­te­te. Bei­na­he wäre er, den jeder Miche­le nennt, vor Jah­ren sogar ganz nach Ita­li­en gegan­gen. Doch er blieb. Heu­te teilt er sei­ne Lei­den­schaft mit den Wed­din­gern, die für die ita­lie­ni­sche Küche eben­so schwär­men wie er. In der Lot­zing­stra­ße 17 im Brun­nen­vier­tel betreibt er seit ein­ein­halb Jah­ren das „Miche­le – Fein­kost und Fremd­spra­chen“. Es ist sein klei­nes Ita­li­en im Wedding.

„Ros­ma­rin­kä­se aus Spa­ni­en ein­ge­trof­fen“ und „Wei­ne aus dem Chi­an­ti“ hat Miche­le an sein Fein­kost­ge­schäft geschrie­ben. Mit­ten im Brun­nen­vier­tel, zwi­schen Mau­er­park und Brun­nen­stra­ße will er die Fein­schme­cker aus der Nach­bar­schaft anzie­hen. Mit gutem Wein, mit Käse, Pani­ni, Tap­pas, Piz­za und Tages­ge­rich­ten wie tos­ka­ni­schem Schwei­ne­bra­ten mit Ros­ma­rin­kar­tof­feln. Auch der Kaf­fee in Miche­les Laden ist ein aro­ma­ti­scher Gruß aus Ita­li­en. Sonn­tags lädt Micha­el Schal­ler zum medi­ter­ra­nen Brunch ein.

Lortzingstraße 17.
Lortzing­stra­ße 17.

Jeden Tag eine ande­re Spra­che – auch für Kin­der gibt es Kurse

Das Essen, ser­viert wochen­tags ab der­zeit 13 Uhr und am Wochen­en­de ab 9 Uhr, ist jedoch nicht das ein­zi­ge Ange­bot, das Miche­le den Men­schen hin­ter den Wohn­fas­sa­den macht. „Ich möch­te, dass die ver­schie­de­nen Kul­tu­ren in ent­spann­ter Atmo­sphä­re Mit­ein­an­der ins Gespräch kom­men“, sagt der gelern­te Betriebs­wirt aus Baden-Würt­tem­berg, der 2008 nach Ber­lin kam. Eigent­lich war er damals sozu­sa­gen auf der Durch­rei­se nach Ita­li­en, aber dann blieb er doch im Wed­ding. Mit­ein­an­der ins Gespräch kom­men – das meint Miche­le wört­lich. Des­halb bie­tet er in sei­nem Laden Sprach­kur­se mit Mut­ter­sprach­lern an. Jeden Tag ist eine ande­re Spra­che an der Rei­he: von Ita­lie­nisch, Spa­nisch, Tür­kisch bis zu Per­sisch und Busi­ness-Eng­lisch. Auch Kin­der lädt er zum Spra­cheler­nen ein.

michele_ww1Miche­le wirkt ganz eins mit sei­nem Laden. Inmit­ten der Tische mit den rot-weiß karier­ten Tisch­tü­chern, den Cap­puc­ci­nos, den samt­rot schim­mern­den Wein­fla­schen und dem guten Essen nach medi­ter­ra­ner Art fühlt er sich zuhau­se. Nur der Zugang zur Nach­bar­schaft ist schwe­rer als gedacht. „Der Laden, das Umfeld – es ent­wi­ckelt sich, aber sehr lang­sam“, sagt er. Er hat sein Geschäft genau einen Tag nach der Öff­nung der Ver­bin­dung durch den Mau­er­park zum Prenz­lau­er Berg gestar­tet. „Ich habe mir mehr davon erhofft“, sagt Miche­le. Es gäbe immer mal Gäs­te, die auf die­sem Weg an sei­nem Geschäft vor­bei gin­gen und dann den Fein­kost­la­den ent­deck­ten, ins­be­son­de­re vor gro­ßen Sport­er­eig­nis­sen in der Max-Schme­ling-Hal­le, aber es müss­ten noch mehr sein, damit sich das Fein­kost-Restau­rant rentiert.

Kul­tur und Kuli­na­rik in der Lortzingstraße

Sehr beliebt ist das „Miche­le – Fein­kost und Spra­chen“ als Ort von pri­va­ten Fei­er­lich­kei­ten, als Cate­ring­an­bie­ter – etwa für die Ver­lei­hung des Ted­dy Award im Rah­men der Ber­li­na­le 2013. Auch die eige­nen Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen wer­den gut besucht. Kürz­lich war der Enter­tai­ner Ivo Lotion bei Miche­le. „Ein bis zwei Mal im Monat gibt es hier Klein­kunst“, sagt der Gast­ge­ber. Mit­ten in sei­nem Wed­din­ger Ita­li­en waren bereits ein Feu­er­schlu­cker, ein Zau­be­rer, ein Kas­per­thea­ter oder Musi­ker zu Gast. Auch Wein­pro­ben gab es und kuli­na­ri­sche The­men­wo­chen, das liegt ja nahe.

Wer möchte, kann im Michele nicht nur essen. Auch Fremdsprach-Kurse stehen auf dem Programm.
Wer möch­te, kann im Miche­le nicht nur essen. Auch Fremd­sprach-Kur­se ste­hen auf dem Programm.

Das Geschäft im Brun­nen­vier­tel ist bereits Miche­les zwei­ter Ver­such, ein Fein­kost-Restau­rant zu eta­blie­ren. Zuvor war er ein­ein­halb Jahr in der Prin­zen­al­lee im Sol­di­ner Kiez. Dort hat­te er jedoch mit kri­mi­nel­len Über­grif­fen zu kämp­fen, wes­halb er nun sein Ita­li­en-Glück in der etwas ver­schla­fe­nen Lortzing­stra­ße versucht.

 „Miche­le – Fein­kost und Fremd­spra­chen“, Lortzing­stra­ße 17, geöff­net Mon­tag bis Frei­tag 13–22 Uhr, Sams­tag und Sonn­tag 9 Uhr-open end, Sonn­tag Brunch
auf Face­book: https://www.facebook.com/michelemediterranea

Text und Fotos: Domi­ni­que Hensel

Aktua­li­sie­rung 10. März 2015: Das Restau­rant hat geschlos­sen und exis­tiert nicht mehr.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

2 Comments

  1. Hal­lo, weiß jemand was der Schlie­ßungs­grund war? Hat Herr Schal­ler unter dem Druck der Schutz­geld­erpres­ser schließ­lich auf­ge­ge­ben? Kennt jemand ihn per­sön­lich und weiß ob es ihm gut geht?

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