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Belebende Ideen für ein Skateboard Museum

5. November 2014
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Eine Stu­den­tin stellt ihren Ent­wurf vor. Links steht ihr Dozent Johann Jörg. Ins­ge­samt sind in sei­nem Semi­nar sechs Ent­wür­fe ent­stan­den. Foto: Hensel

Das Statt­bad Wed­ding beher­bergt vom 5. bis 8. Novem­ber wie­der ein neu­es kul­tu­rel­les Pro­jekt. Das lee­re Becken und die anschlie­ßen­den Räum­lich­kei­ten inspi­rie­ren mit ihrer geflies­ten Karg­heit dazu, sie mit Ideen zu fül­len. Bei der aktu­el­len Aus­stel­lung stam­men die­se Ideen von den Mas­ter-Stu­die­ren­den des Stu­di­en­gangs Bühnenbild_Szenischer Raum der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät. Sie zei­gen sechs Aus­stel­lungs­kon­zep­te für die Samm­lung des Skate­board Museums.

Das Skate­board Muse­um gab es 10 Jah­re lang als öffent­li­che Ein­rich­tung in Stutt­gart, bis es sei­ne Räum­lich­kei­ten ver­las­sen muss­te. Es soll nach die­sem unge­woll­ten Ende nicht in Frie­den ruhen, son­dern in Ber­lin zu neu­em Leben erweckt wer­den. Noch wird es nicht kon­kret, es fehlt an Raum und Finan­zie­rung und damit an lang­fris­ti­ger Sicher­heit. Da sind die Stu­den­ten mit ihren Ideen der Wirk­lich­keit weit vor­aus. Ihre Model­le, Col­la­gen und Zeich­nun­gen sind Visio­nen von einem äußerst leben­di­gen Muse­um, in dem man die Skate­board­kul­tur in Ver­bin­dung mit Street Art ken­nen­ler­nen kann. Im Rah­men der Pres­se­kon­fe­renz am 4. Novem­ber prä­sen­tier­ten alle Stu­den­ten ihre Pro­jek­te und erklär­ten, wie sich ihre Muse­ums­kon­zep­te jeweils dem The­ma annä­hern. Jedes Kon­zept hat einen ande­ren Schwerpunkt.

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Die Stu­den­ten der TU prä­sen­tier­ten der Pres­se vor­ab ihre Ent­wür­fe. Ganz rechts steht der Lei­ter der Skate­board-Muse­ums, Jür­gen Blüm­lein. Foto: Wetzel

Sechs Minia­tur­mo­del­le bie­ten uns Ein­blick in die Welt des Rollbretts
1. Es soll ein The­ma zum Anfas­sen sein, das man mit sei­nem Kör­per erle­ben kann. Im Muse­ums­kon­zept „Regel und Bruch“ kann man die Stür­ze vom Skate­board auf einer rie­si­gen Sprung­mat­te im ehe­ma­li­gen Schwimm­be­cken üben. Hier wird auch mit dem Motiv des Ver­bo­te­nen gespielt, mit der Rebel­li­on der Skate­boar­der und Street Artists. Der Besu­cher muss ver­meint­li­che Nor­men und Gren­zen über­tre­ten, wenn er alle Räu­me des Muse­ums erobern will.

2. Auf dem Skate­board sind alle gleich. Es zäh­len nicht Her­kunft und Hin­ter­grün­de, son­dern nur die eige­ne Hin­ga­be an den Sport, eben „Sein statt Schein“. Ein­bli­cke in die Lebens­räu­me fik­ti­ver Ska­ter zei­gen, wie ver­schei­den die Men­schen sind, die die Lie­be zum Brett verbindet.

3. Zum Ska­ten gehö­ren auch Aus­dau­er und Lei­dens­fä­hig­keit. Stür­ze, Schram­men und Bles­su­ren sind Juwe­len des Schmer­zes, die jeder Ska­ter sam­melt. Beim Kon­zept „Jewels of Pain“ lei­ten per­sön­li­che Schmerz­punk­te ein­zel­ner Ska­ter den Besu­cher durch die Aus­stel­lung. Der Weg durchs Muse­um ist hier eben­so schwie­rig zu meis­tern, wie der Weg zum Pro­fi-Ska­ter. Die Räu­me sind unweg­sam und wer­den zum Hin­der­nis. Bei­de, Ska­ter und Besu­cher, gehen den müh­sa­men Weg zum Erfolg.

4. Alles ist in Bewe­gung, im Wan­del, in „Tran­si­ti­on“. Eine Metall­skulp­tur erobert den gesam­ten Raum, brei­tet sich als rie­si­ge Schlan­ge über­all aus. Auch das Skate­board erschließt sich immer wie­der neue Räu­me und bie­tet eine dyna­mi­sche Kultur.

5. In „Baby­lon“ geht es um unter­schied­li­che Blick­punk­te. Ska­ter und Street­art Künst­ler durch­strei­fen die Stadt suchend: Sie suchen nach neu­en Spots, für den Sport, für die Kunst. Als Besu­cher wech­selt man in die­sem Kon­zept immer wie­der sei­ne Per­spek­ti­ve und sei­nen Blick­punkt und ent­deckt Spots.

6. Was wir im Muse­um sehen ist Kunst – oder? Im Muse­um stau­nen wir ehr­fürch­tig vor Graf­fi­tis, über die wir sonst als Schmie­re­rei und Van­da­lis­mus schimp­fen, wenn sie uns an Häu­ser­wän­den und U‑Bahnen begeg­nen. Beim Kon­zept „Immersi­ves Erleb­nis“ kann jeder sein Ver­hält­nis zur urba­nen Kunst auf den Prüf­stand stellen.

Die Stu­die­ren­den zei­gen mit ihren Ent­wür­fen: das Muse­um von mor­gen will mehr sein als ein Archiv für eine Samm­lung. Es will dem Besu­cher hel­fen, sich ein The­ma zu erschlie­ßen, einen Zugang zu fin­den. Dar­über hin­aus will es ein The­ma erfahr­bar machen, kör­per­lich wie emo­tio­nal. Ein Muse­um muss kei­ne toten Gegen­stän­de auf­bah­ren, denen man mit erns­tem Blick die letz­te Ehre erweist. Anfas­sen, aus­pro­bie­ren, erkun­den, hin­ter ver­bo­te­ne Türen schau­en, … hier wer­den Expo­na­te mit Leben gefüllt. Das funk­tio­niert viel­leicht nicht mit einer baro­cken Ölge­mäl­de­samm­lung, sehr gut aber mit Skate­boards und Street Art.

Skate­board & Urban Cul­tu­re Muse­um – Szen­o­gra­fi­sche Ausstellungskonzepte
Aus­stel­lung im Statt­bad Wed­ding, Gerichtstraße
Öff­nungs­zei­ten: vom 5. bis 8. Novem­ber, jeweils 13 – 18 Uhr
Fami­li­en­tag (mit Kin­der­ram­pe zum Aus­pro­bie­ren): 8. Novem­ber, 11 – 17 Uhr
Ein­tritt frei

Text: Sig­run Wet­zel, Fotos: Sig­run Wetzel/Dominique Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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