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Gleimtunnel: Licht aus für die Party?

30. September 2014

Jedes Jahr am 2. Okto­ber wird abends der Gleim­tun­nel zwi­schen Wed­ding und Prenz­lau­er Berg für den Auto­ver­kehr gesperrt, weil dann die Gleim­tun­nel-Par­ty statt­fin­det. In die­sem Jahr wur­de dort jedoch viel gebaut und bis vor kur­zem war der Tun­nel ein­sei­tig gesperrt – das hat die Spon­so­ren ver­un­si­chert und nun fällt die ach­te Gleim­tun­nel-Par­ty aus. In dem Jahr, in dem der Mau­er­fall vor 25 Jah­ren ganz groß gefei­ert wird, wird gera­de das grenz­über­schrei­ten­de Ereig­nis an die­sem geschichts­träch­ti­gen Ort nicht begangen.

Rein und durch und raus: Im Gleim­tun­nel ist es trotz Stra­ßen­be­leuch­tung dun­kel und unheim­lich, es tropft von der Decke und Pas­san­ten hal­ten sich sel­ten län­ger in Eisen­bahn­kreu­zungs­bau auf als sie müs­sen. Immer am 2. Okto­ber gehen die Dis­ko­lich­ter an. An allen ande­ren Aben­den und Tagen im Jahr ist der Gleim­tun­nel einer von vie­len Stra­ßen­tun­neln in Ber­lin. Doch er ist ein Bau­werk mit einer beweg­ten Geschichte.

gleimparty_ia1904 wur­de der Fuß­gän­ger­tun­nel als Unter­que­rung der Ber­li­ner Nord­bahn fer­tig gestellt. Durch ihn gelang­ten unter ande­rem die Arbei­ter vom Prenz­lau­er Berg zu den Fabri­ken im Wed­ding, zum Bei­spiel zur AEG. In den letz­ten Mona­ten des Zwei­ten Welt­krie­ges war der Tun­nel hef­tig umkämpft. Von 1961 bis 1989 schließ­lich lag der Gleim­tun­nel im Grenz­ge­biet der DDR, er war Teil der Ber­li­ner Mau­er. Anders als ande­re Tun­nel ist er dadurch noch fast ursprüng­lich erhal­ten. Nach dem Mau­er­fall wur­de der Gleim­tun­nel 1990 zunächst für den Fuß­gän­ger­ver­kehr geöff­net. Nach der Sanie­rung konn­ten ab 1993 auch wie­der Autos hin­durch fahren.

Heu­te ist die denk­mal­ge­schütz­te Pas­sa­ge eine wich­ti­ge Ost-West-Ver­bin­dung im Ber­li­ner Stra­ßen­netz, er ver­bin­det dar­über hin­aus zwei sehr ver­schie­de­ne Stadt­tei­le. Er ist bei Auto­fah­rern eine will­kom­me­ne Park­flä­che, er ist auch Kunst­ak­ti­ons­raum. Man­che emp­fin­den den Tun­nel wegen der Dun­kel­heit im Inne­ren eher als tren­nend. Doch ein­mal im Jahr ist die 130 Meter lan­ge und 23 Meter brei­te Unter­füh­rung ganz leben­dig und wirk­lich ver­bin­dend. Dann fei­ern Ost und West zwi­schen den 80 guss­ei­ser­nen Har­tungs­chen Säu­len gemein­sam in den Tag der deut­schen Ein­heit hin­ein – doch lei­der erst gleimparty_cawie­der im nächs­ten Jahr … falls nicht die Bau­ar­bei­ten für die geplan­te Nord­be­bau­ung der Mau­er­park-Erwei­te­rungs­flä­chen wie­der einen Strich durch die Rech­nung der Par­ty-Orga­ni­sa­to­rin­nen Wieb­ke Bier­wald und Ley­la Sir­ma machen.

www.gleimtunnelparty.wordpress.com

Text und Fotos: Domi­ni­que Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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