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Werkstatt Wedding – Hörspaziergang durch den Kiez

24. Juni 2014
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hoerspaziergang
Hör­spa­zier­gang: Kopf­hö­rer wei­sen den Weg durch den Wedding.

Maschi­nen rat­tern im Innen­hof der Prin­zen­al­lee 58, über­all im Hof lie­gen Stoff­res­te ver­streut, oben im 2. Stock öff­net sich ein Fens­ter und eine Kis­te mit schwar­zem Stoff fällt auf den Hof­bo­den, die Maschi­nen rat­tern wei­ter. Blickt man nach rechts, liest man im Tor­bo­gen, der zum Hof der ehe­ma­li­gen Hut­fa­brik führt, „OASE“. Drau­ßen auf der Prin­zen­al­lee rau­schen ent­fernt die Autos vor­bei. Mit die­sem „Klang­bild“ beginnt der Hör­spa­zier­gang „Werk­statt Wed­ding“, eine Audio­tour, wenn man so möch­te, die an der Pan­ke ent­lang einen genau­en Blick auf die Umge­bung, ihre Ver­gan­gen­heit und ihre Zukunft wirft.

Zehn Künst­ler kom­men zu Wort, zuge­zo­ge­ne wie hier auf­ge­wach­se­ne. „Ein hal­bes Jahr habe ich den Spa­zier­gang zusam­men­ge­stellt, bin viel gelau­fen, habe mit vie­len Men­schen gespro­chen“, sagt Mas­si­mo Maio, der im Jahr 2010 für ein Prak­ti­kum nach Ber­lin kam und zufäl­lig im Wed­ding gelan­det ist. „Es ist so ein span­nen­der Ort, es ist viel mehr hier, als die Leu­te ver­mu­ten, eine span­nen­de Mischung, das woll­te ich fest­hal­ten.“ Und so wur­de der Spa­zier­gang, der Tei­le des Sol­di­ner Kiezes unter die Lupe nimmt, zur akus­ti­schen Abschluss­ar­beit sei­nes Stu­di­ums und ist nun einer von fünf Hör­spa­zier­gän­gen, die das Ber­li­ner Team „Stadt im Ohr“ für 9 Euro pro Aus­lei­he anbietet.

Eine gute Stun­de lang führt Maio den Zuhö­rer vom „Kami­ne und Wei­ne“ in der Prin­zen­al­lee 58 zur Oslo­er Stra­ße, ent­lang der Pan­ke, vor­bei an bemal­ten Brand­schutz­wän­den und Künst­ler­werk­stät­ten, die in ehe­ma­li­gen Fabrik­ge­bäu­den ihren Platz gefun­den haben, ver­weist auf einst lee­re Laden­ge­schäf­te, die nun Gale­rien gewor­den sind. Freie Räu­me, Frei­räu­me, Oasen – und deren Bedeu­tung und Nut­zung. Dazu viel Gegen­wart, eine Ein­la­dung zum Mit­ma­chen neben dem Hören, viel Gele­gen­heit zum Grü­beln und gedank­lich Aus­ma­len und Betrach­ten. „Lass Dir von Dei­ner Umge­bung erzäh­len, zeich­ne Dein Stadt­bild“ heißt es gleich zu Anfang, wenn der Zuhö­rer noch an der ers­ten von ins­ge­samt 14 Sta­tio­nen steht und schließ­lich auf die Hör­rei­se geht.
Eine klas­si­sche Stadt- oder viel­mehr Kiez­füh­rung ist der Hör­spa­zier­gang nicht, aber eine Ein­la­dung zur Beob­ach­tung für Bewoh­ner wie Besucher.

Sehr genaue Anga­ben sor­gen für ent­spann­tes Lau­fen ohne Ver-lau­fen, so kann sich der Zuhö­rer ganz auf den Spa­zier­gang, sei­ne Umge­bung kon­zen­trie­ren. „Was glaubst du, wohin die Leu­te um Dich her­um gehen?“ Ob man die Gegend nun nicht kennt oder gera­de wenn, man sie zu ken­nen glaubt, kann es span­nend sein, nicht nur ziel­stre­big ohne Auf­zu­bli­cken die Stra­ßen ent­lang­zu­has­ten, son­dern auch fest­zu­stel­len, dass auf einer Haus­wand die abblät­tern­de Far­be wie eine Insel­grup­pe aus­sieht, sich täg­lich tau­sen­de auf­re­gen­de Kurz­ge­schich­ten an jeder Ecke abspie­len – wenn man nur hinsieht.

Der Text ist im Juni im “Sol­di­ner – Das Maga­zin vom Kiez an der Pan­ke” erschie­nen. Der Sol­di­ner hat uns den Bei­trag im Rah­men eine Medi­en­part­ner­schaft zur Ver­fü­gung gestellt.

Text und Foto: Simo­ne Lindow

4 Comments

  1. […] im Ohr“ zu ver­lin­ken. Gesto­ßen bin ich auf die­se durch den Wed­ding­wei­ser, wo Simo­ne Lin­dow mit „Werk­statt Wed­ding – Hör­spa­zier­gang durch den Kiez“ die Tour durch den Wed­ding vor­stellt und auch eini­ge Hin­ter­grund­in­fos zu den Machern liefert. […]

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