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Vom Kampf und von der Kunst

24. März 2014

Kunst & Kampf im Wedding“Wenn er dir die Fres­se hin­hält, dann rein­hau­en!” – ein Satz, den Wed­din­ger Kunst-Afi­ci­o­na­dos sel­ten auf der sams­täg­li­chen Ver­nis­sa­ge hören. Die Ver­an­stal­tungs­rei­he der Ufer­stu­di­os “Kunst und Kampf im Wed­ding” lässt Wel­ten auf­ein­an­der tref­fen … und beweist, dass die­se oft näher bei­ein­an­der lie­gen, als man denkt.

Kunst&Kampf_Johannes EhrmannEin guter Kampf ist Kunst und Kunst ist immer auch Kampf . Die­ser kom­ple­xen Bezie­hung wid­men die Ufer­stu­di­os regel­mä­ßig eine Nacht, in der geboxt, gele­sen, gespielt und zugleich aus­ge­stellt wird. Wer am Sams­tag in Stu­dio 14 die Hal­le betrat, war erst­mal über­rascht, von der ange­spann­ten Stil­le wäh­rend der Kämp­fe. Nur weni­ge Rufe aus dem Publi­kum, “Deckung!” oder “Raus aus der Ecke!”, über­tön­ten das dump­fe Geräusch, das zu hören ist, wenn Box­hand­schu­he auf unge­deck­te Stel­len tref­fen. Anfangs ließ sich bei den Zuschau­ern rela­tiv klar zwi­schen Box- und Kunst­fans unter­schei­den. Letz­te­ren stand der Schock über blaue Augen und geplatz­te Lip­pen noch ins Gesicht geschrie­ben. Als Autor Johan­nes Ehr­mann in der Pau­se sei­ne ers­ten Tex­te vor­trug, schenk­ten ihm unter den Box­fans nur weni­ge ihr Ohr. Es ist eine gewag­te Kom­bi­na­ti­on, die die­se Aben­de prägt.

Die Malerin, die gern Boxkämpfe sieht

Kunst&Kampf_Anita ErnstAber für Künst­le­rin Ani­ta Ernst sind sowohl das Boxen als auch die Kunst Dis­zi­pli­nen, zu denen jeder einen Zugang fin­den kann. Die Bil­der der Male­rin aus dem Ruhr­pott wur­den von der Lie­be ihres Vaters zum Kampf inspi­riert und erzäh­len nicht von Bru­ta­li­tät, son­dern von Stra­te­gie, Mut und Ele­ganz. Schme­ling, Ali und nicht zuletzt Klit­sch­ko – Ernst weist auch auf den poli­ti­schen und kul­tu­rel­len Ein­fluss hin, den Boxer haben können.

“Es ist etwas ganz ande­res, mei­ne Bil­der hier hän­gen zu sehen und nicht in einer nor­ma­len Gale­rie”, schwärmt Ernst, die sich selbst ger­ne live Box­kämp­fe ansieht. Die Kämp­fe inmit­ten ihrer Bil­der wie­der­hol­ten die Sze­nen, die sie abbil­det. Vie­le der Boxer waren beim Publi­kum bekannt und sorg­ten für bes­te Stim­mung zwi­schen und wäh­rend den Kämp­fen. Die Band Whis­ky & Rhy­mes brach­te mit ihrem Klang­ge­misch aus Blues, Folk und Jazz ein idea­les Pen­dant zu den tes­to­ste­ron-gelan­de­nen Auf­tritts­lie­dern der Boxer. (Einer der Kämp­fer ließ sich dage­gen wesent­lich ori­gi­nel­ler mit “Boys don’t cry” ankündigen.)

Kunst&Kampf_Whisky&RhymesJe län­ger der Abend, des­to mehr ließ sich eine Ver­mi­schung der Lager beob­ach­ten. Bei den letz­ten bei­den Kämp­fen schrie plötz­lich auch der Herr in den fei­nen Lack­schu­hen dazwi­schen: “Deckuuuuung!” Zwei jun­ge Män­ner mit Kurz­haar­schnit­ten und Trai­nings­an­zü­gen bespra­chen ange­regt eins von Ernsts Bil­dern. Und als Johan­nes Ehr­mann Tex­te von Charles Bukow­ski – übri­gens auch ein Boxer – ver­las, war es schon viel stil­ler in der Halle.

Mehr über die­se und die nächs­ten Ver­an­stal­tun­gen in den Uferstudios

unter http://fight-night.de/

Die nächs­te Fight Night fin­det am 5. Juli im der Sport­hal­le der Hein­rich-Sei­del-Schu­le in der Swi­ne­mün­der Strg./Ecke Ram­ler­str. 9 statt.

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