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ZweigStelle Berlin: Second Hand mit Ausstrahlung

3. März 2014
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zweigstelle gitte zweigEine sech­zig Jah­re alte Rose in der Tege­ler Stra­ße zeigt im Win­ter ihre Dörn­chen – und das Schau­fens­ter dahin­ter, das was die Zweig­Stel­le das gan­ze Jahr über beher­bergt: den viel­fäl­ti­gen Geschmack ihrer Besit­ze­rin Git­te, die schon beim Über­tre­ten der Tür­schwel­le mit ihrer Aus­strah­lung und Offen­heit jeder neu­gie­ri­gen Kun­din ent­ge­gen kommt. 

zweigstelle 3Nach der herz­li­chen Begrü­ßung wan­dert der Blick wei­ter in das bun­te Sor­ti­ment des Ladens, das sorg­fäl­tig zusam­men­ge­stellt wird und Git­tes Cha­rak­ter, die seit Mit­te 2010 aus einer ehe­ma­li­gen Rui­ne einen fei­nen Frau­en-Second­hand-Laden her­aus schuf, wie­der­gibt. Sie betreibt den Laden allei­ne, was sich in Zei­ten der Bil­lig­dis­counts als schwie­rig dar­stellt, sie jedoch nicht davon abbringt, ihr Kon­zept wei­ter zu ver­fol­gen. So fällt es einem sofort auf, dass kei­ner­lei Aus­schuss­wa­re in den Laden gekarrt wird, son­dern nur das, was man auch sofort anzie­hen möch­te, frisch gewa­schen und gebü­gelt, um gleich im Hin­ter­zim­mer­chen anpro­biert und in den Wed­ding hin­aus getra­gen zu werden.

Mit ruhi­ger Musik unter­legt und im Räu­cher­stäb­chen­duft stö­bert man durch die Rega­le und Klei­der­stan­gen der Zweig­Stel­le und fin­det nicht nur die typi­sche Second­hand-Mischung aus sai­so­nal-ange­pass­ten Kla­mot­ten, die das Frau­en­herz begehrt, son­dern auch die von Git­te und ihren Freun­din­nen hand­ge­mach­ten Strick­wa­ren und Acces­soires, die trotz ihrer Ein­zig­ar­tig­keit, so wie der Rest des Sor­ti­ments, zu fai­ren Prei­sen ange­bo­ten werden.

Mehr als nur Klamotten kaufen

zweigstelle 1Mit ihrem Kon­zept der fein aus­ge­wähl­ten und gerei­nig­ten Klei­der und ihrem per­sön­li­chen Charme hat Git­te es über die Jah­re geschafft, sich einen treu­en Kern an Stamm­kun­din­nen zu erar­bei­ten, die nicht nur regel­mä­ßig bei ihr ein­kau­fen oder eige­ne Sachen zum Ver­kauf anbie­tet, son­dern auch eine per­sön­li­che Bin­dung zu ihr auf­ge­baut und auch mal nur zum Herz aus­schüt­ten bei ihr vor­bei­schau­en, ähn­lich wie die Kin­der der Nach­bar­schaft, die eben­falls ihre Freund­lich­keit zu schät­zen wis­sen. Einen Man­gel an skur­ri­len Geschich­ten gibt es auch nicht, wenn bei­spiels­wei­se schö­ne Rari­tä­ten aus ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ein­tref­fen und die Jagd­in­stink­te der Kund­schaft in Auf­ruhr set­zen, weil sie aus­ge­rech­net sonn­tags an dem Schau­fens­ter vor­bei­schlen­dern. Zudem bie­tet die Zweig­stel­le durch die Dyna­mik ihrer Kiez­um­ge­bung – mit dem klei­nen Bio-Laden direkt auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te und der Kin­der­farm an der Kreu­zung Tege­ler Stra­ße/Triftstraße – eine gute Mög­lich­keit für Mut­ter und Kind, um meh­re­re Sachen gleich­zei­tig zu erle­di­gen, ohne dafür durch die Gegend het­zen zu müssen.

Tegeler Str Urban KnittingUnd wenn die war­me Jah­res­zeit anbricht und die alte Rose ihre Blü­ten lang­sam für die Wed­din­ger  öff­net, wird Git­te ein paar Sit­ze vor ihren Laden stel­len und das Bild ver­voll­stän­di­gen, das sie um ihren Laden gemalt hat: Zwi­schen dem umstrick­ten Baum und dem Fahr­rad scheint dann die Son­ne auf das bun­te Schau­fens­ter der Zweig­Stel­le.

Autor:  Nima Kavia­ni – https://www.facebook.com/nima.kaviani.berlin

Tege­ler Str. 25

Di-Fr. 12.00−19.00 Uhr
Sa. 10.00−14.00 Uhr

01521 102 74 81

Web­site der Zweig­Stel­le Berlin

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Gastautor

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12 Comments

  1. cool, end­lich nich­mehr nach prenz­l­berg fah­ren müs­sen um die uni­form des
    moder­nen bie­der­mei­ers auf die neu kolo­nia­li­sier­ten stra­ßen zu bringen!

    • was für ein snob-kom­men­tar, geh erst mal hin und schau dir den laden, damit du weisst wer da arbei­tet ein­kauft, und dass son beruf auch ein über­le­bens­kampf ist.

      • das wider­spricht mei­nem post jetzt inhalt­lich über­haupt nicht.
        kann ja sein, das­set nich so gut läuft mit allerweltsklamotten.
        is mir auch schnurz. obwohl, ne. eigent­lich find ichs gut.
        passt so ein bissel:
        http://www.cicero.de/stil/authentizitaet-vs-mode-die-unmaennliche-sorge-um-maennlichkeit/57084

        klei­ne über­ra­schung für den ipad­hips­ter: ich kenn den laden und
        brauch kei­nen post im inter­net um mein vier­tel zu ent­de­cken – ich
        woh­ne hier näm­lich… aber für die gene­ra­ti­on chris­toph kolumbus
        ist es natür­lich schwer zu ver­ste­hen, dass man den wan­del auch im
        rl mit­be­kommt und schei­ße fin­det. immer fes­te drauf mit dem schwert
        des ewi­gen selbst­be­zu­ges. ey, wir brin­gen euch doch das feu­er! hier,
        ein paar glasperlen!

        • „immer fes­te drauf mit dem schwert des ewi­gen selbst­be­zu­ges. ey, wir brin­gen euch doch das feu­er! hier, ein paar glasperlen!“
          Bit­te um Erklä­rung, ich ver­steh es lei­der nicht: Was soll das für ein Schwert sein? Wor­um geht’s da bei dem Feu­er? Und wo kom­men da auf ein­mal Glas­per­len her?
          Sor­ry, inhalt­lich ist das weder glä­sern noch trans­pa­rent, son­dern klingt nach opa­quem Hipst*er-Gewäsch. (Tja, 2014, das ist nun auch schon wie­der zehn Jah­re her.)
          Irgend­wie put­zig auch die durch­ge­hen­de Klein­schrei­bung. Als wären wir noch in den frü­hen 70ern, wo manch*innen an den Uni­ver­si­tä­ten glaub­ten, ihre wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen aus irgend­wel­chen ver­meint­li­chen poli­ti­schen Über­zeu­gun­gen ohne jed­we­de Groß­buch­sta­ben auf die Mensch­heit los­las­sen zu müs­sen … damals schon ähn­lich bor­niert und kleinbürger’innenlich wie heu­te das Gend*ern … inso­fern hat sich eigent­lich nichts ver­än­dert im Land der Gartenzwerg*innen, oder?

  2. Zwei wun­der­schö­ne üppi­ge Rosen­sträu­cher gab es hier frü­her und eine lie­be­vol­le Bepflan­zung. Geblie­ben ist die eine Rose. Und “von ehe­ma­li­ger Rui­ne” kann auch nicht die Rede sein. Hier war der “Tee­sa­lon Tau­send­schön­chen” mit gemüt­lich gestal­te­ten Räu­men, rei­chem Tee­sor­ti­ment, einem viel­fäl­ti­gen Ver­an­stal­tungs­an­ge­bot, vie­len lie­be­voll zusam­men­ge­stell­ten Geschenk­ar­ti­keln und einem legen­dä­rem Apfel­stru­del. Kiris­ti­ne Mager, die Betrei­be­rin des Tau­send­schön­chen, hat­te ein­fach nur das Pech, das sie für die­se Ecke ein paar Jah­re zu früh dran war. Inzwi­schen hat sie am Stutt­gar­ter Platz ihren Ort gefun­den. Nach ihr gab es dann den Ver­such einer jun­gen Frau, irgend­was mit Tier­be­treu­ung anzu­bie­ten. Hat nicht geklappt. Anschlie­ßend gab es ver­schie­de­ne Zwi­schen­nut­zun­gen Dann stand der Laden lan­ge leer. Und jetzt bringt er neu Far­be in den Kiez – auch durch den bestrick­ten Baum und das bestrick­te Fahr­rad vor der Tür.

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