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GESCHLOSSEN: “GezBack”: Positive Einstellung inklusive

20. Dezember 2013

 

 

Lebe, Lache, Lie­be. Die Wor­te zie­ren die Wand im “Gez­Back”, das Gül­den Geze­rer gemein­sam mit ihrem Mann Meh­met in der Gen­ter Stra­ße 62 betreibt. Ursprüng­lich war das “Gez” eine Bäcke­rei, heu­te ist es jedoch eher ein Café mit sepa­ra­tem Raucherraum.

Ansteckendes Lachen

Sie­ben Jah­re lang hat­ten Geze­rers ihre Bäcke­rei in der Naza­reth­kirch­stra­ße, doch dann wur­den sie durch eine dras­ti­sche Miet­erhö­hung und eine extrem kur­ze Kün­di­gungs­frist zur Auf­ga­be gezwun­gen. Wir haben im Febru­ar über die Schlie­ßung des kie­zweit bekann­ten Ladens berich­tet. Nun hat das Ehe­paar im Nach­bar­kiez in der Gen­ter Stra­ße neu ange­fan­gen. “Ich hät­te mich ger­ne noch von den Stamm­kun­den im alten Kiez ver­ab­schie­det”, bedau­ert Gül­den. Den­noch bereut sie den Neu­start nicht, den sie und ihr Mann von Anfang an als neue Chan­ce begrif­fen haben. “In die­ser Gegend haben wir ein ganz ande­res Publi­kum als Kun­den”, berich­tet Gül­den, “vor allem wegen der vie­len Feri­en­woh­nun­gen”. Doch ihre eigent­li­che Arbeit sieht die lebens­lus­ti­ge Wed­din­ge­rin, die schon seit 1980 in der Nähe der Mül­lerstra­ße wohnt, nicht im Ver­kauf von Back­wa­ren und tür­ki­schem Essen. “Als gläu­bi­ge Mus­li­ma ver­kau­fe ich bewusst kei­nen Alko­hol”, erzählt sie, “damit ver­su­che ich den vie­len tro­cke­nen Alko­ho­li­kern hier im Kiez zu hel­fen.” Die­se fin­den nicht nur Bröt­chen und Kaf­fee im “Gez” vor, son­dern vor allem jeman­den, der ihnen zuhört. Auf einer Pinn­wand kann man Kaf­fee oder Essen “spen­den”, sus­pen­ded cof­fee heißt die­se Idee, bei der man im Vor­aus für etwas zahlt, das einer unbe­kann­ten Per­son spä­ter zugutekommt.

Ein großes Wohnzimmer

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Gül­den ver­eint Warm­her­zig­keit und Lebens­lust. Auch den Gast­raum hat sie mit viel Herz ein­ge­rich­tet. Er sieht aus wie ein gro­ßes Wohn­zim­mer mit lau­ter nied­ri­gen Sitz­grup­pen – “gemüt­lich halt und nicht wie ein ele­gan­tes Café”, so beschreibt Gül­den es selbst. Ein Bücher­tausch­re­gal, Gesell­schafts­spie­le, Sitz­ge­le­gen­hei­ten, von denen man nicht so leicht wie­der auf­ste­hen möch­te – hier soll man län­ger blei­ben und sich wohl­füh­len. “Ich hel­fe nicht unbe­dingt mit Geld”, erklärt Gül­den, “ich brin­ge lie­ber Men­schen zusam­men. Haya­ta gülüm­se – läch­le das Leben an – das ist mein Mot­to!” Weg­ge­wor­fen wird am Ende des Tages nichts von den Bröt­chen, den Man­tı oder dem Börek, lie­ber ver­schen­ken die Geze­rers es vor Geschäfts­schluss spon­tan an Kun­den, die es ihrer Mei­nung nach gut brau­chen können.

Und am nächs­ten Mor­gen geht es dann mit einem Lächeln wei­ter. Und das emp­feh­len sie auch ihren Kun­den in gro­ßen Let­tern über den Fens­tern des Cafés: “Begin­ne jeden Tag mit einem Lächeln”…

 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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