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“PANKE” und “Quinoa”: Neues Leben im Hinterhof

10. Juni 2013
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Foto: PANKE e.V.
Foto: PANKE e.V.

Ver­steckt im fünf­ten Hin­ter­hof der Gericht­str. 23 fin­det der hart­nä­cki­ge Ent­de­cker die “gehei­men” Räum­lich­kei­ten von Pan­ke e.V. Vor zwei Jah­ren öff­ne­te das Kul­tur­zen­trum und ist seit­dem eine Oase für Künst­ler, Musi­ker und Fei­er­lus­ti­ge im Wed­ding. Der Wed­ding­wei­ser möch­te mehr dar­über erfah­ren und wagt sich in die geheim­nis­voll in grü­nes Pla­ti­nen­licht gehüll­ten Räu­me. Jus­tas, Eri­ka und Clau­dia, die Grün­der von Pan­ke e.V. und dem dazu­ge­hö­ri­gen neu­en Bis­tro, Qui­noa, erzäh­len von ihren Ideen…

WW: Jus­tas, Eri­ka, ihr seid aus Litau­en, ja? Wie­so seid ihr in den Wed­ding gezo­gen, und wie seid ihr dazu gekom­men, Pan­ke e.V. zu gründen?

Jus­tas: Wir sind nach unse­rem Bache­lor­ab­schluss nach Ber­lin gekom­men, um Deutsch zu ler­nen und hier unse­re Mas­ter zu machen… und dann haben wir die­se Räu­me gefun­den!! Sie stan­den über 60 Jah­re lang leer und waren ein­fach per­fekt. Wir muss­ten aber über ein Jahr lang reno­vie­ren, bevor wir öff­nen konnten.
Eri­ka: Es war wirk­lich ein Unfall oder so. Wir fan­den die Räu­me hier und hat­ten ein­fach so vie­le Ideen. Zuerst dach­ten wir ein­fach, dies sei die per­fek­te Umge­bung für Musik und Kunst. Dann woll­ten wir auch noch ein net­tes, gemüt­li­ches Café, denn sol­che Orte sind sel­ten im Wed­ding. Wir woll­ten ein­fach einen Platz für alle mög­li­chen Gelegenheiten.
WW: Wenn ihr die­se Ideen mit Pan­ke e.V. heu­te ver­gleicht, seht ihr eure Visio­nen von damals verwirklicht?
Eri­ka: Wir haben defi­ni­tiv Platz für alle mög­li­chen Unter­neh­mun­gen, wie Kon­zer­te, regel­mä­ßi­ge Par­ties, Aus­stel­lun­gen, Instal­la­tio­nen, Work­shops, Per­for­man­ces und so wei­ter, ja…

Jus­tas: Ja, und wir woll­ten ein schö­nes, gemüt­li­ches Café und Platz für Künst­ler, und genau das haben wir auch geschafft.

WW: War es schwie­rig, Pan­ke e.V. im Wed­ding zu eröff­nen? Wie seid ihr mit der gan­zen deut­schen Büro­kra­tie klargekommen?
Eri­ka: Oh, das war gar nicht so schlimm… Wir haben eigent­lich gar nicht ver­sucht, über die gan­zen Vor­schrif­ten zu disk­tie­ren, weil wor es gar nicht konn­ten – wir haben ein­fach das gemacht, was uns gesagt wur­de. Somit sind wir wahr­schein­lich Ber­lins sichers­ter Club… (lacht)
WW: Ihr seid nun schon seit drei Jah­ren hier. Was hat sich in die­ser Zeit im Wed­ding verändert?
Jus­tas: Ich sage dir jetzt was, das du nir­gend­wo anders lesen oder hören wirst: Es gibt hier eigent­lich kein Gen­tri­fi­zie­rungs­pro­blem! Es hat sich gar nicht so sehr ver­än­dert. Ja, es kom­men immer mehr Leu­te in den Wed­ding, aber vie­le Tou­ris­ten sind hier immer noch nicht. Es sind immer noch die glei­chen Leute…
WW: Was wisst ihr eigent­lich über die ande­ren Par­tei­en hier in der Gericht­str. 23? Hier gibt es ja ganz vie­le ver­schie­de­ne Grup­pen, habt ihr mit denen auch etwas zu tun?
Eri­ka: Ja, da gibt es zum Bei­spiel Tan­go­l­oft, und die Gale­rie… Oh, und drü­ben soll im drit­ten Stock bald ein Club auf­ma­chen. Wir sind Nach­barn, also tref­fen wir uns natür­lich immer wie­der mal, und man hilft ein­an­der, hängt Pla­ka­te auf und so wei­ter… Es ist immer toll, wenn jemand was Neu­es im Wed­ding machen will, also hel­fen wir uns gegenseitig.

Photo: PANKE e.V.
Pho­to: PANKE e.V.

WW: Clau­dia, “Qui­noa” ist das neue Fami­li­en­mit­glied von Pan­ke. Ein vege­ta­ri­sches Bis­tro im Wed­ding, wie klappt das denn?
Clau­dia: Oh, wir haben das Bis­tro gera­de vor einem Monat gestar­tet, und bis jetzt läuft es gut. Ein vega­nes oder vege­ta­ri­sches Restau­rant ist immer eine Her­aus­for­de­rung, aber es ist auch span­nend. Wir haben sogar schon ein paar Leu­te, die regel­mä­ßig hier­her kom­men. Im Wed­ding gibt es nicht so vie­le Optio­nen für Vege­ta­ri­er und Vega­ner, also fül­len wir hier eine Lücke.
WW: Wie kommst du dazu, ein vege­ta­ri­sches Bis­tro im Wed­ding zu füh­ren?
Clau­dia: Ich kom­me aus Ita­li­en, und bin vor ein paar Jah­ren nach Ber­lin gekom­men. Ich habe hier damit ange­fan­gen, Abend­essen an zufäl­lig aus­ge­wähl­ten Orten zu orga­ni­sie­ren, mit immer neu­en Leu­ten. Ich woll­te ein­fach Leu­te zusam­men­brin­gen. Dann habe ich ein Restau­rant in Kreuz­berg eröff­net. Ein Freund hat mich Eri­ka und Jus­tus vor­ge­stellt und es hat alles geklappt – jetzt ist Qui­noa mein neu­es Baby. Ich bin seit sechs Mona­ten vegan, und das ver­än­dert dich. Ich war dar­an gewöhnt, mit Fleisch und Fisch zu koche, also ist jetzt alles neu und auf­re­gend für mich.
WW: Was kön­nen wir in Zukunft von Qui­noa erwarten?
Clau­dia: Da ist zum natür­lich das Bis­tro mit wech­seln­den vega­nen und vege­ta­ri­schen Gerich­ten, aber dann wird es auch Ver­an­stal­tun­gen vie Per­for­mance-Din­ners geben. Wir wol­len auch ger­ne einen Markt hier haben, wo lokal pro­du­zier­te Pro­duk­te ver­kauft wer­den kön­nen. Wir wol­len die Leu­te und Bau­ern aus der Regi­on ein­la­den und träu­men davon, einen Platz zum gegen­sei­ti­gen Aus­tausch zu schaffen.

WW: Eine letz­te Fra­ge: Was sind eure Zukunfts­plä­ne für Pan­ke e.V.?
Eri­ka: Wir wol­len groß raus­kom­men! (lacht) Wir sind so gut wie fer­tig damit, die Räu­me umzu­ge­stal­ten – naja, ganz fer­tig wer­den wir nie wer­den, aber wir sind auf dem bes­ten Weg. Jetzt kön­nen wir in neue Pro­jek­te inves­tie­ren und wach­sen. Dafür müs­sen wir mehr pla­nen, was jetzt, wo wir Erfah­rung haben, ein­fa­cher wird. Wir brau­chen auch noch mehr Hil­fe, denn im Moment machen wir hier alles, und das ist wahn­sin­nig anstren­gend. Aber wir haben gro­ße Ideen und Plä­ne, und wir wol­len Pan­ke grö­ßer wer­den lassen…

Das Inter­view führ­te Danie­la Hombach.
Regel­mä­ßi­ge Veranstaltungen:
Bass auf die Muet­ze – Jam ses­si­on, mitt­wochs; 8bit Bar – jeden ers­ten Don­ners­tag; Scope Ses­si­on – jeden zwei­ten Don­ners­tag; UKIYO‑E Pan­ke Cine­ma – jeden drit­ten Don­ners­tag; Citi­zen­Ki­no – jeden vier­ten Don­ners­tag; Sup­port your local ghet­to – jeden letz­ten Frei­tag im Monat; Wed­ding Soul – jeden drit­ten Sams­tag im Montag

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Der Weg zur PANKE als Video

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

7 Comments

  1. “Vega­ner essen den Ärms­ten der Ärms­ten in Ent­wick­lungsgbei­ten ihr Essen weg (sie­he Qui­noa). Das ist assozial.”

    “Asso­zi­al”. Na klar. Zu den Ärms­ten der Ärmen gehö­ren v.a. auch die geis­tig Armen. Auch außer­halb der Entwicklungs-“gebeite” (wha­te­ver that means).
    Honi soit qui mal y pense.

  2. Abso­lut typisch: Die Leu­te, die Gen­tri­fi­zie­rer SIND, mer­ken es nicht ein­mal und kön­nen mit der Fra­ge danach logisch­wer­wei­se nichts anfa­na­gen. War­um gehen die nicht ein­fach wie­der weg, wenn sie einen Deutsch­kurs gemacht haben? Schön, Wed­ding hat jetzt ein neu­es Kul­tur­zen­trum und Café – aber zu wel­chem Preis? Neue wer­den fol­gen, weil es plötz­lich attrak­tiv, inter­es­sant, teil­wei­se noch preis­wert (…) ist. Der Bezirk ver­än­dert sich, wird auf­gwer­tet. Nach der Kom­plett-Umge­stal­tung (sie­he Prenz­lau­er Berg) ist es so lang­wei­lig und glatt­ge­bü­gelt, wie Dudenhausen.
    Und: Vega­ner essen den Ärms­ten der Ärms­ten in Ent­wick­lungsgbei­ten ihr Essen weg (sie­he Qui­noa). Das ist assozial.

  3. lie­ber jus­tas, ich mag euch, mir geht die­se gan­ze soge­nann­te gen­tri­fi­ci­e­rungs­de­bat­te so was von auf den ner­ven. und lei­der ich den­ke ich muss dich kor­ri­gie­ren, es sind ganz, ganz ande­re leu­te im wedding..
    aber das kannst du nicht wis­sen, die sog. gen­tri­fi­ci­e­rung setzt mehr oder weni­ger gleich nach der wen­de ein. wed­ding war damals ein ganz ande­rer bezirk als er heu­te ist. bei­spiel: ich wohn­te 1993 in der rei­ni­cken­dor­fer­stra­ße, mein­te toch­ter lern­te spre­chen, ihre ers­ten wor­te, in die­ser rei­hen­fol­ge: papa, mama und hun­de­schei­ße! war­um? immer beim aus­stei­gen aus m auto: “pass auf han­nah, hun­de­schei­ße” die stra­ßen waren geplas­tert mit kot, nur die müll­ei­mer waren leer sonst lag alles vol­ler dreck, wenn du aus´m fens­ter geguckt hast, hast du einen besof­fe­nen oder einen zuge­dröhn­ten gese­hen, jun­kies auf´m schul­hof die inmit­ten von den spie­len­den kin­dern, sich ihre nächs­te sprit­ze set­zen. ich könn­te wei­ter­ma­chen, aber glau­be das reicht. gen­tri­fi­ci­e­rungs­geg­ner sind men­schen, die danach gekom­men sind, ber­li­ner sind tole­rant und neh­men jeden neu­en in ihrer mit­te auf, ja auch schwaben ;).
    ber­lin ist dazu ver­dammt immer zu wer­den und nie zu sein (nicht von mir), ver­än­de­rung ist die ein­zi­ge kon­stan­te in der geschich­te der stadt, wer das nicht mag, soll­te viel­leicht auch nicht hier woh­nen oder sich dafür ein­set­zen, dass eine mau­er um den wed­ding gebaut wird und zuzug nur mit 3te gene­ra­ti­on sozi­al­hil­fe bescheid oder migra­ti­ons­hin­ter­grund aus schwel­len- oder dritt­welt­län­der bescheid gewährt wird. kon­to­liert wird das dann von aus­ran­gier­te block­war­te aus´m osten. o ja, ich zie­he dann nach moa­bit, wenn es soweit ist.…

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