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Werkkunstgalerie: Kunst zeigen!

11. Februar 2013
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Jochen G. Schim­mel­pen­ninck wagt im etwas klein­bür­ger­li­chen Nord­wes­ten des Wed­ding einen Spa­gat. Mit sei­ner “Werk­kunst­ga­le­rie” in der Ota­wi­st­ra­ße und mit unge­wöhn­li­chen Ideen trägt er dazu bei, die Gegend kul­tu­rell zu beleben. 

Jochen G. Schimmelpenninck
Jochen G. Schimmelpenninck

Der 64-jäh­ri­ge ist nach Ber­lin zurück­ge­kehrt, wo er nach sei­nem Kunst­stu­di­um in Mün­chen schon ein­mal gewohnt hat – bis 1976. Nach einer Zwi­schen­sta­ti­on in Paris ver­brach­te er zwan­zig Jah­re als Maler in der Nähe von Rom. “Dort habe ich fast den Kon­takt mit Deutsch­land ver­lo­ren”, sagt Schim­mel­pen­ninck, “irgend­wann kennt dich kei­ner mehr.” Doch 1994 ereil­te den Künst­ler der Ruf an die Aka­de­mie für Gestal­tung in Köln, wo er bis 2011 ange­hen­de Pro­dukt­de­si­gner unter­rich­te­te. Schim­mel­pen­ninck hat sein Berufs­le­ben der Kunst gewid­met, und da war es nur fol­ge­rich­tig, dass er vor zwei Jah­ren wie­der nach Ber­lin zurück­kehr­te: “Vie­le Gale­rien sind im Lau­fe der letz­ten Jah­re aus der frü­he­ren Kunst­me­tro­po­le Köln in Rich­tung Ber­lin abge­wan­dert”, erklärt der Gale­rist. Und da er der rhei­ni­schen Metro­po­le Köln und ins­be­son­de­re dem Kar­ne­val nichts abge­win­nen konn­te, fiel ihm die Ent­schei­dung nicht schwer.

Das Laden­lo­kal in der Ota­wi­st­ra­ße, die bis­lang nicht gera­de als Kunst­stand­ort bekannt war, erwies sich für Schim­mel­pen­ninck als Glücks­fall. Zwi­schen­zeit­lich hat er das frei­ge­wor­de­ne benach­bar­te Lokal der Gewerk­schaft ver.di über­nom­men und wohnt heu­te dar­in. “Damit lie­ge ich ganz im Trend”, sagt der Maler und Gale­rist schmun­zelnd, “die Par­terre­woh­nun­gen erle­ben näm­lich gera­de ein Come­back als senio­ren­ge­rech­te Wohnungen!”

Jochen G. Schim­mel­pen­ninck stellt in sei­ner Gale­rie Wer­ke ande­rer Künst­ler aus – doch was den Gale­ris­ten aus­zeich­net, ist die Offen­heit neu­en Ideen gegen­über. Zum Bei­spiel geschah es, dass ihn ein ara­bi­scher Nach­bar ansprach, der eine Unter­stell­mög­lich­keit für sei­ne wert­vol­len Musik­in­stru­men­te such­te. Dar­aus ent­stand das Pro­jekt, dass die Musik­schu­le Zeriab die Räum­lich­kei­ten der Gale­rie nut­zen kann – und dafür bei Ver­nis­sa­gen ara­bi­sche Musik gespielt wird.

Und schon verändert sich der ganze Kiez

Die Otawistraße und ihr Grünstreifen
Die Ota­wi­st­ra­ße und ihr Grünstreifen

Die ver­nach­läs­sig­te Grün­an­la­ge auf der gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te for­der­te den Künst­ler Schim­mel­pen­ninck eben­falls her­aus: “War­um soll­te man dort nicht eine Skulp­tu­ren­mei­le anle­gen?” fragt sich der Gale­rist, der so etwas schon in Bay­ern rea­li­siert hat. Die Ota­wi­st­ra­ße ist zwar nicht gera­de der ers­te Ort im Wed­ding, der einem dafür ein­fal­len wür­de. Aber schließ­lich steht am Beginn die­ses Grün­strei­fens auch die Infor­ma­ti­ons­ta­fel über die Geschich­te des Afri­ka­ni­schen Vier­tels – ganz so kul­tur­los ist die Stra­ße also schon heu­te nicht mehr.

Schon durch die Gale­rie ver­än­dert die Stra­ße, die bis­lang von leer ste­hen­den und ver­ram­mel­ten Läden geprägt war, ihr Gesicht. Auch um die Ecke, in der Lüde­ritz­stra­ße 76, tut sich was: das “Werk­kunst­stu­dio” ist als Außen­stel­le der Gale­rie ein Arbeits­raum. “Hier wird das gemacht, was Dreck macht”, sagt Jochen Schim­mel­pen­ninck. Der­zeit arbei­tet dort ein jun­ger Sieb­dru­cker. Und das leer­ste­hen­de Lokal direkt dane­ben wird auch noch wie­der­be­lebt: der Gale­rist hat über sei­ne Kon­tak­te zu den ara­bi­schen Musi­kern ange­regt, dass dort in Kür­ze ein syri­sches Café entsteht.

In die­sem Vier­tel “Kunst zei­gen”, so der Bei­na­me der Gale­rie – das ist schon ein klei­nes Wag­nis. Jochen G. Schim­mel­pen­ninck geht es ger­ne ein. Manch­mal reicht eben ein Mensch, um einen Kiez um eine Per­spek­ti­ve zu berei­chern und dadurch zu verändern.

Werk­kunst­ga­le­rie – Kunst zeigen

Ota­wistr. 9

13351 Ber­lin

U Reh­ber­ge
Öff­nungs­zei­ten:
regu­lär Di. Mi. Do.: 16 – 19,  So. 14 – 18 Uhr
und nach tele­fo­ni­scher Ver­ein­ba­rung 0173 40 57 212

Die aktu­el­len Aus­stel­lun­gen und Öff­nungs­zei­ten auf der Web­site

7.2. – 10.3.13: Kurt Müh­len­haupt , Male­rei – Skulp­tur – Kera­mik, aus der Samm­lung H. Schulz

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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