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“Der Wedding #4”: Der Westen in Grau

4. April 2012
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Der Wed­ding hat vie­le Sei­ten. Wer aber in der vier­ten Aus­ga­be des gleich­na­mi­gen Maga­zins Geschich­ten aus die­sem Orts­teil sucht, wird nur wenig über den Wed­ding erfah­ren. Vor­der­grün­dig zumindest. 

Denn die­ses Mal haben sich die Macher ganz ihrem klein gedruck­ten Unter­ti­tel „Maga­zin für All­tags­kul­tur“ ver­schrie­ben, wäh­rend „Der Wed­ding“ zwar als Titel ins Auge springt, im Heft aber eigent­lich kaum vor­kommt. Man hat den Ein­druck, der Wed­ding ist mit sei­ner ein­ma­li­gen Mischung aus unauf­ge­reg­ten All­täg­lich­kei­ten in den vor­he­ri­gen Aus­ga­ben des Maga­zins aus­er­zählt. Etwas wirk­lich Neu­es kön­nen die Maga­zin­ma­cher ihm wohl nicht mehr abge­win­nen. Sei’s drum. Den Ärger dar­über kann man getrost herunterschlucken.

So klar und so auf­ge­räumt wie die­se Aus­ga­be war „Der Wed­ding“ noch nie zuvor. Seri­ös und nüch­tern kommt das bis­lang so ver­spielt wir­ken­de Maga­zin jetzt daher. Selbst die Farb­fo­tos wir­ken in dem sprö­den Lay­out blut­leer und aus­ge­wa­schen. Irgend­wie scheint alles von ges­tern zu sein. Das passt dann auch gut zum Leit­the­ma „Wes­ten“.  Das unzeit­ge­mä­ße The­ma liegt ober­fläch­lich betrach­tet auf der Hand, wird doch der Wed­ding manch­mal „der Osten des Wes­tens“ genannt. Als Grenz­be­zirk war der Wed­ding am 9. Novem­ber 1989 der ers­te Ort, an dem die von der Böse­brü­cke strö­men­den Ost­ber­li­ner in den Wes­ten gelang­ten. Doch davon kommt im „Wed­ding #4“ wenig vor. Das Maga­zin ver­sucht eher, das Lebens­ge­fühl und das Bild des Wes­tens in Wor­te und Bil­der zu fas­sen. Es geht um das ver­lo­ren gegan­ge­ne West-Ber­lin, die alte Bun­des­re­pu­blik, den Mythos des Gol­de­nen Wes­tens, der in Wirk­lich­keit so gol­den nicht war und kon­se­quen­ter­wei­se auch in die­sem Maga­zin auch nicht so daherkommt.

Die Fotos, die Repor­ta­gen, die Por­träts und die gestal­te­ri­schen Ideen sind von gewohnt hoher Qua­li­tät. Allein des­halb lohnt sich die Anschaf­fung der vier­ten Aus­ga­be. Auch wenn man nicht so viel Wed­ding erwar­ten soll­te: es geht um das, was es im Wed­ding genau­so gibt wie woan­ders. Nach der Logik die­ser Aus­ga­be bedeu­tet das: um etwas vom Wed­ding zu sehen, kann man eben­so ins Ruhr­ge­biet schauen.

Der Wed­ding ist in Bahn­hofs­buch­hand­lun­gen und Wed­din­ger Buch­hand­lun­gen und Geschäf­ten erhält­lich. Er kos­tet 6,99 Euro.

Her­aus­ge­ber: Axel Völcker,Chefredakteurin: Julia Boek

Eine Rezen­si­on der drit­ten Aus­ga­be von “Der Wed­ding” auf die­sem Blog

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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